Erste Celecoxib-Trinklösung im Handel |
Sven Siebenand |
08.04.2025 16:00 Uhr |
Seit Kurzem steht Menschen mit Migräne für die Akuttherapie eine Celecoxib-Lösung zum Einnehmen zur Verfügung. / © Adobe Stock/Prostock-studio
Celecoxib gehört wie Etoricoxib und Parecoxib zu den selektiven Cyclooxygenase-2-Hemmern (COX-2-Hemmer). Da die CoX-1-vermittelte protektive Wirkung auf die Magenschleimhaut erhalten bleibt, verursachen Coxibe tendenziell weniger gastrointestinale Komplikationen als nicht selektive NSAR – sind aber nicht frei von dieser Nebenwirkung. Bislang kennt man Celecoxib-Hartkapseln bei Erwachsenen zur Behandlung von Symptomen bei Reizzuständen degenerativer Gelenkerkrankungen (aktivierte Arthrosen), chronischer Polyarthritis (rheumatoide Arthritis) und Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew).
Coxibe sind in der Migräne-Akuttherapie bisher unüblich. Laut der S1-Leitlinie »Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne« liegen für Parecoxib und Etoricoxib keine randomisierten Studien zur Akuttherapie der Migräne vor. Hingegen gebe es für Celecoxib einen Wirknachweis aus zwei placebokontrollierten Studien – für die orale lösliche Form von Celecoxib.
Da Celecoxib aus den bisher verfügbaren Hartkapseln nur relativ langsam resorbiert wird und seine maximale Plasmakonzentration nach zwei bis drei Stunden erreicht, braucht es für die Migräne-Akuttherapie eine andere Darreichungsform. Wie Hersteller Betapharm mitteilt, basiert Elyxyb auf der sogenannten SMEDDS-Technologie. Die Abkürzung steht für Self-Micro-Emulsifying-Drug-Delivery-System. Die Technologie ist in der Galenik ein Formulierungsprinzip für schlecht wasserlösliche Verbindungen zur Verbesserung der Bioverfügbarkeit. Zum Beispiel ist die SMEDDS-Formulierung bei Ciclosporin bekannt. Unter Verwendung der SMEDDS-Galenik wird maximale Plasmakonzentration von Celecoxib bereits nach 42 Minuten erreicht, was eine schnelle Schmerzlinderung ermöglicht.
Die Ergebnisse der beiden in der Leitlinie genannten placebokontrollierten Phase-III-Studien sind in »Headache« und »Journal of Pain Research« publiziert. Die Studien waren gleich aufgebaut. Jeweils gut 600 Erwachsene mit episodischer Migräne (mit oder ohne Aura) wurden mit einer Einzeldosis einer 120-mg-Celecoxib-Lösung oder Placebo behandelt. Co-primäre Endpunkte war einerseits der Anteil der Patienten, die zwei Stunden nach der Dosis schmerzfrei waren, und andererseits der Anteil der frei von dem am meisten störenden Migränesymptom war, etwa Übelkeit, Lichtempfindlichkeit oder Geräuschempfindlichkeit.
Nach zwei Stunden erreichten 35,6 beziehungsweise 32,8 Prozent der Teilnehmer Schmerzfreiheit versus 21,7 und 23,5 Prozent unter Placebo. Vom störendsten Begleitsymptom befreit waren nach zwei Stunden 57,8 beziehungsweise 58,1 Prozent der Patienten. Unter Placebo war dies bei 44,8 und 43,9 Prozent der Patienten der Fall.
Veränderung des Geschmackssinns und Übelkeit waren die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse wurden nicht beobachtet. Die Autoren der zweiten Publikation kommen zu dem Schluss, dass die Celecoxib-Lösung eine Alternative zu den derzeit verfügbaren Behandlungen darstellen kann. Betapharm zufolge könnten zum Beispiel auch Patienten von Elyxyb profitieren, die unzureichend auf Triptane ansprechen.
Die empfohlene Dosis beträgt 120 mg Celecoxib. Das ist auch die Höchstdosis innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden. Einige Kontraindikationen sind zu beachten: Dazu zählen aktive peptische Ulzera oder gastrointestinale Blutungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, schwere Nieren- und Leberfunktionsstörung, entzündliche Darmerkrankung, Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide, Herzinsuffizienz (NYHA II-IV) und klinisch gesicherte koronare Herzkrankheit, periphere arterielle Verschlusskrankheit und/oder zerebrovaskuläre Erkrankung.