Erkältung in der Selbstmedikation |
Bei Schnupfen können abschwellende Nasensprays angewendet werden; die Dauer ist allerdings auf maximal eine Woche beschränkt. / © Adobe Stock/Dirima
Husten, Schnupfen sowie Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen sind die häufigsten Symptome bei Infekten der oberen Atemwege. Arzneimittel und Medizinprodukte können zwar die Erkrankungsdauer nicht verkürzen, können aber die belastenden Beschwerden lindern und so dem Körper die nötige Ruhe verschaffen, die er zur Bekämpfung des Infekts benötigt.
Im Gegensatz zu einer echten Grippe (Influenza) entwickeln sich Erkältungsbeschwerden meist schrittweise. In der Regel zeigen Halsschmerzen den Erstkontakt der Rachenschleimhaut mit Erkältungserregern an. Bei leichteren Beschwerden können Pastillen etwa mit Extrakten aus Isländisch Moos, Eibisch oder Hyaluronsäure langsam gelutscht werden. Sie bilden einen Schutzfilm auf der gereizten Schleimhaut. Bei stärkeren Beschwerden wirken Lokalanästhetika wie Lidocain oder Benzocain lokal betäubend. Auch systemisch anwendete nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen können stärkere Beschwerden lindern. Sie eignen sich außerdem bei Kopf- und Gliederschmerzen. Flurbiprofen ist ein topisch einsetzbares NSAR.
Sind Nase und Nebenhöhlen dicht, ist das nicht nur tagsüber lästig, sondern kann auch den Schlaf erheblich stören. Abschwellende Nasensprays können hier Abhilfe schaffen. Sie enthalten α-Sympathomimetika wie Oxymetazolin oder Xylometazolin und sollten maximal eine Woche angewendet werden, da mit der Dauer der Anwendung das Risiko für eine Rhinitis medicamentosa steigt. Je nach Wirkdauer können sie zwei- oder dreimal täglich angewendet werden. Konservierungsmittel-freien Präparaten sollte der Vorzug gegeben werden, da Konservierungsmittel das Flimmerepithel schädigen und eine Rhinitis medicamentosa begünstigen können.
Als systemische Dekongestiva kommen Pseudoephedrin oder Phenylephrin infrage. Allerdings sind sie nur in Kombination, unter anderem mit Analgetika, verfügbar. Aufgrund der gefäßverengenden Wirkung dürfen unter anderem Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und unzureichend kontrolliertem Bluthochdruck sie nicht einnehmen. Auch für Patienten mit Diabetes oder einer Schilddrüsenüberfunktion eignen sie sich nicht.
Bei Erkältungshusten handelt es sich in der Regel um einen akuten Husten, der mit einer Dauer von bis zu drei Wochen definiert ist. Häufig ist es anfangs ein eher trockener Reizhusten, der vor allem nachts als quälend empfunden wird. Als Antitussiva können Dextromethorphan, Pentoxyverin oder Dropropizin/Levodropropizin angewendet werden. Auch die oben erwähnten Lutschpastillen können hier zum Einsatz kommen.
Im weiteren Verlauf kommt es meist zur Bildung eines mehr oder weniger zähen Bronchialsekrets. Erleichterung beim Abhusten erlauben Expektoranzien wie Ambroxol oder Guaifenesin. Sie vermindern die Viskosität zähen Schleims und steigern die mukoziliäre Clearance. N-Acetylcystein löst vermutlich Disulfidbrücken zwischen den Mucopolysaccharidfasern des Sekretes und setzt so die Viskosität des Sekretes herab, wodurch es sich leichter abhusten lässt.
Viele Patienten mit Erkältungshusten fragen explizit nach pflanzlichen Optionen. Für verschiedene Phytopharmaka gibt es Empfehlungen in Therapieleitlinien. So führt die S2k-Leitlinie »Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten« Arzneimittel mit Extrakten aus Efeu, der Kaplandpelargonie, Kombinationen aus Efeu und Thymian, Kombinationen aus Efeu, Primel und Thymian sowie die ätherischen Öle Cineol und Myrtol auf. Sie besitzen sowohl expektorierende als auch mild hustenreizstillende Eigenschaften. Verschiedene ätherische Öle stehen außerdem in Form topischer Zubereitungen zur Verfügung. Sie können sowohl auf Brust und Rücken gerieben oder in heißes Wasser gegeben und als Wasserdampfinhalation angewendet werden. Wichtig: Campher- und Menthol-haltige Zubereitungen eignen sich wegen des Risikos eines Stimmritzenkrampfes nicht für Säuglinge und Kleinkinder.
Ebenfalls zur Besserung von Beschwerden unter anderem von akuten entzündlichen Erkrankungen der Bronchien und Nebenhöhlen ist eine Kombination aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel zugelassen. Die Wirkung wird auf die enthaltenen Senföle zurückgeführt. Sie sollen antiviral und antibakteriell wirken.
Vorbeugend vor erneuten Infekten können befeuchtende Nasensprays und Lutschpastillen angewendet werden. Trocken-kalte Luft im Freien und Heizungsluft in Innenräumen sowie der abrupte Wechsel zwischen beiden setzen den empfindlichen Schleimhäuten zu; eine ausreichende Befeuchtung kann sie in ihrer Abwehrfunktion unterstützen.