Englische Variante möglicherweise etwas tödlicher |
Angesichts dieser Unsicherheiten wirkt es voreilig, dass Johnson bereits öffentlich über die erhöhte Sterblichkeit spekulierte. Mike Tildesley, Mitglied des wissenschaftlichen Beratergremiums SAGE (Scientific Advisory Group for Emergencies), sagte der BBC: »Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass die Nachricht auf einer Pressekonferenz mitgeteilt wurde.« Er würde »gerne noch ein oder zwei Wochen warten und ein bisschen analysieren, bevor wir wirklich starke Schlussfolgerungen ziehen«.
Das ist aus wissenschaftlicher Sicht absolut geboten, denn bereits bei der Infektiosität hat sich gezeigt, dass Annahmen bezüglich der neuen Variante durchaus auch nach unten korrigiert werden können. Während man zunächst von einer um 56 Prozent erhöhten Ansteckungsfähigkeit ausging, hält man B.1.1.7 mittlerweile für 22 bis 35 Prozent ansteckender als das nicht mutierte Coronavirus. Das sagte Professor Dr. Christian Drosten von der Berliner Charité am Freitag bei einer Pressekonferenz. »Es ist etwas weniger geworden, aber dafür ist die Datenbasis auch robuster geworden«, so Drosten. Dennoch ist an vielen Stellen nach wie vor zu lesen, dass die englische Variante 50 bis 80 Prozent ansteckender sei.
Bei den wissenschaftlichen Fakten zu bleiben, heißt dabei aber nicht, dass Sachverhalte verharmlost werden. »Wir müssen das also nicht weniger ernst nehmen, sondern mehr, denn es ist garantiert, dass sich so eine Mutante dann wirklich stärker verbreitet«, sagte Drosten. Dasselbe gilt für die möglicherweise erhöhte Sterblichkeit, sollte sie sich denn bestätigen.
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