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RKI-Wochenbericht

Ende der Corona-Sommerwelle nicht in Sicht

In den vergangenen beiden Jahren war die Corona-Inzidenz in den Sommermonaten deutlich gesunken. In diesem Jahr ist das anders. Was bedeuten die vielen Infektionen für den Herbst?
dpa
22.07.2022  12:30 Uhr

Trotz hochsommerlicher Temperaturen kommt die laufende Corona-Welle nicht zum Erliegen. Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz der nachgewiesenen Infektionen sei in der vergangenen Woche wieder leicht angestiegen, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem Wochenbericht vom Donnerstagabend. «Der Anstieg betraf vor allem Bundesländer in der Mitte und im Süden des Landes, und insbesondere die Altersgruppen ab 70 Jahre.»

In der Woche zuvor war die Inzidenz laut RKI weitgehend unverändert geblieben. Entwarnung könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geben, sagt Professor Dr. Ulf Dittmer, Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Essen. «Die Welle ist noch nicht gebrochen.» Auch die Modellierungen eines Expertenteams um Professor Dr. Kai Nagel von der TU Berlin legen diesen Schluss nahe. «Momentan beobachten wir in unserem Modell, bedingt durch die Schulferien, eine Dämpfung der Sommerwelle. Nach den Sommerferien geht unser Modell davon aus, dass die BA.5-Welle durch Reiserückkehrer und auch durch den Schulbeginn wieder Auftrieb bekommt.» Die Modelle zeigten dann eine längere Phase mit vielen Neuinfektionen an. 

Schützen die Sommerinfektionen uns im Herbst und Winter?

Helfen die vielen Infektionen der vergangenen – und der kommenden – Wochen wenigstens dabei, die Immunität der Bevölkerung zu verbessern und die Lage im Herbst und Winter zu vereinfachen? Das ist den Experten zufolge fraglich. «Die hohen Fallzahlen jetzt haben natürlich bei vielen Menschen die Immunität via Infektion noch mal angestoßen, andererseits haben wir es doch mit Varianten mit hohem Immunfluchtpotenzial zu tun», sagt Professor Dr. Hajo Zeeb vom Leibnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. «Man kann sich also nicht sonderlich sicher fühlen in Bezug auf Infektionen im Winter, wenn man jetzt im Sommer infiziert war, es gibt ganz klar Reinfektionen.»

Grundsätzlich verbesserten die zahlreichen Infektionen der Sommerwelle die Immunitätslage der Bevölkerung für Herbst und Winter jedoch, sagt Virologe Dittmer. Aber nicht alle sind gleich gut geschützt. «Weniger gut vor schweren Verläufen schützen können wir allerdings weiter Patienten, die stark immunsupprimiert sind, zum Beispiel Nierentransplantierte», sagte Dittmer. Bei diesen Gruppen spreche die Impfung wegen des unterdrückten Immunsystems weniger gut an. Abgesehen davon bereiteten vor allem die Personalausfälle im Gesundheitswesen und anderen kritischen Bereichen Sorgen, sagte Dittmer.

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