Ende April soll vor allem Comirnaty in die Praxen kommen |
Auch unter den Ärzten gibt es Vorbehalte gegen den Covid-19- Impfstoff von Astra-Zeneca. Das hat zuletzt für einige Turbulenzen gesorgt / Foto: Getty Images/bluecinema
Zu Wochenbeginn hatten viele Apotheken einen recht nervenaufreibenden Start. Bis Dienstag 15 Uhr mussten die Bestellungen der Covid-19-Impfstoffe stehen, für die erstmals zwei verschiedene Vakzine verfügbar waren. Doch der Widerstand einiger Praxen gegen Vaxzevria® (Astra-Zeneca) rief kurz vor knapp das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf den Plan. Am Ende einer Beratung mit allen Beteiligten stand schließlich fest: Ärzte müssen neben Comirnaty® (Biontech/Pfizer) auch das Astra-Zeneca-Vakzin akzeptieren, sonst gibt es gar keinen Impfstoff. Rein rechtlich und politisch war die Sache damit geklärt. Vor Ort allerdings bekamen viele Apotheken den Unmut der Ärzte weiterhin recht deutlich zu spüren.
Auch einen Tag nach Bestellschluss kommt die Debatte nicht zur Ruhe. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, machte seinem Ärger in der »Neuen Osnabrücker Zeitung« Luft. Demnach wurden die den Hausarztpraxen für die kommende Woche zugesagten Biontech-Dosen kurzerhand halbiert, »weil der Impfstoff offensichtlich vorrangig an die Impfzentren geht«, so Gassen. Zwar seien zum Ausgleich mehr Dosen Vaxzevria für die Impfungen in den Praxen vorgesehen. Das werde so aber nicht aufgehen. »Wenn die Impfzentren komplett den vergleichsweise unproblematischen Impfstoff erhalten, die Praxen aber den umstrittenen, der zumal den unter 60-Jährigen nicht gespritzt werden darf, wird die Impfkampagne massiv ins Stocken geraten«, warnte der KBV-Chef. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) müsse seine Zuteilungsstrategie daher noch einmal auf den Prüfstand stellen.
Die Antwort aus dem BMG ließ nicht lange auf sich warten. »Anders als von manchem behauptet, werden die Impfstoff-Lieferungen an die Arztpraxen nicht halbiert«, teilte ein Sprecher des Ministeriums mit. Vielmehr steige die Impfstoffmenge stetig. »Außerdem war immer klar, dass nach zwei Wochen die Praxen Impfstoffe unterschiedlicher Hersteller bekommen.« Tatsächlich hatte der Gesundheitsminister vor Ostern erklärt, dass nur in den ersten beiden Wochen ausschließlich Comirnaty für die Hausärzte zur Verfügung steht. Für Kalenderwoche (KW) 16 (19. Bis 25. April) war dann zusätzlich Vaxzevria avisiert.
Ein Blick auf aktuelle Zahlen des BMG zeigt, dass diese Kombination auch für KW 17 (26. April bis 2. Mai) geplant ist. Demnach werden voraussichtlich 1,5 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Anders als in der kommenden Woche soll mit 1,2 Millionen Dosen dann allerdings deutlich mehr Comirnaty als Vaxzevria (343.200) in die Praxen gelangen. Konkrete Zahlen für Mai gibt es offiziell bislang nicht. Vor Ostern hatte Spahn noch angekündigt, ab Ende April könnte auch der Covid-19-Impfstoff von Janssen in den Praxen zum Einsatz kommen. Nach der nun verschobenen Einführung des Präparats auf dem europäischen Markt ist das allerdings wieder vom Tisch.
Bestellen müssen Ärzte die Impfstoffe für KW 17 wie immer einige Tage im Voraus und bis spätestens zum 20. April. Die Apotheken reichen die Aufträge anschließend an den Großhandel weiter. Unklar ist noch, ob die Ärzte erneut generisch verordnen sollen. Die Apotheken müssten die Dosen dann wieder in Vials umrechnen und nach einem bestimmten Schlüssel auf die beiden verfügbaren Vakzine verteilen. Nach Angaben der ABDA steckt das Bestell-Prozedere für die kommende Woche noch in der Abstimmung. Eine entsprechende Anfrage der PZ im BMG blieb bislang unbeantwortet.
Zumindest die KBV geht allerdings davon aus, dass sich Praxen unter Umstände erstmals aussuchen können, welchen Impfstoff sie beziehen wollen. »Ärzte geben dann auch für die Erstimpfung auf dem Rezept an, von welchem Hersteller sie wie viele Dosen benötigen«, schreibt die KBV in ihren »Praxisnachrichten«. Für die Bestellung der Vakzine für Zweitimpfungen ist dieses Vorgehen ohnehin vereinbart, um sicherzugehen, dass Ärzte ihren Patienten zwei Mal das gleiche Präparat verabreichen können.
Bislang haben die niedergelassenen Ärzte rund 1,3 Millionen Impfungen verabreicht. Das geht aus dem sogenannten Corona-Impfindex hervor, den die KBV zusammen mit dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland erstellt. Damit haben die Mediziner der Impfkampagne ordentlich Schwung verliehen. Kurz nach Ostern (8. April) brachten es die zu diesem Zeitpunkt 35.000 teilnehmenden Praxen auf mehr als 325.000 Impfungen. Zum Vergleich: Die Impfzentren immunisierten am gleichen Tag deutschlandweit 399.000 Menschen. In dieser Woche werden bereits 45.000 Praxen mit Covid-19-Impfstoffen beliefert. Gassen zufolge könnten insgesamt 75.000 Arztpraxen theoretisch bis zu 5 Millionen Menschen pro Woche impfen.