Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Psychoneuroimmunologie

Emotionen steuern das Immunsystem

Dass Körper und Seele eine Einheit darstellen, ist fast schon eine Binsenwahrheit. Mit den physiologischen Grundlagen dieser jahrtausendealten Weisheit beschäftigt sich die Wissenschaft jedoch erst seit wenigen Jahrzehnten – mit weitreichenden Folgen für unser Verständnis der Medizin.
AutorKontaktClara Wildenrath
Datum 22.12.2019  08:00 Uhr

Kindheitstraumata und ihre langfristigen Folgen

Und dann kommt noch der Faktor Zeit ins Spiel. Denn auch das ist ein Verdienst der PNI: die Erkenntnis, dass belastende Lebenseinflüsse in der frühen Kindheit ihre negativen Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit noch Jahrzehnte später zeigen können.  Als ein Meilenstein der diesbezüglichen medizinischen Forschung gilt die Adverse Childhood Experiences-(ACE-)Studie. Mehr als 17.000 Erwachsene der US-amerikanischen Mittelschicht wurden über traumatische oder gewalttätige Kindheitserlebnisse und typische familiäre Problemsituationen befragt. Nur ein Drittel konnte sich an keine schwerwiegenden negativen Erfahrungen erinnern. Besonders häufig genannt wurden körperliche Misshandlungen (28 Prozent), Alkohol- oder ­Drogenmissbrauch eines Familienmitglieds (27 Prozent) und Trennung der Eltern (23 Prozent).

Der Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand im Erwachsenenleben war eindeutig. Je mehr negative Kindheitserlebnisse die Probanden zu Protokoll gaben, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass sie aktuell – im Schnitt etwa 50 Jahre später – an ­einer organischen oder psychiatrischen Erkrankung litten. Bei vier oder mehr frühen Traumata verdoppelte sich beispielsweise das Risiko von Diabetes, Krebserkrankung oder Schlaganfall nahezu. Psychische Ereignisse erwiesen sich in einer Sekundäranalyse sogar als bessere Prädiktoren einer ischämischen Herzerkrankung als die klassischen Risikofaktoren wie Adipositas, Rauchen und körperliche Inaktivität.

In der Nachbeobachtungsphase der ACE-Studie von rund 15 Jahren zeigte sich, dass Menschen mit mehr als sechs Kindheitstraumata durchschnittlich 20 Jahre früher verstarben als Menschen ohne eine solch belastende Vorgeschichte.

Auch der Zusammenhang zwischen frühkindlichen Erfahrungen und späteren Erkrankungen lässt sich durch eine Fehlregulation der HPA-Achse erklären. Normalerweise wird das Stresssystem nach einer anfänglichen hyperreaktiven Phase im ersten Lebensjahr zunehmend schwerer stimulierbar. Dieser Schutz vor psychischen Belastungen werde durch eine sichere Bindung des Kindes an seine Eltern oder Bezugspersonen vermittelt, erläutert Schubert. Bei misshandelten Kindern komme es dagegen aufgrund der dauerhaften HPA-Aktivierung zu einem Crash im Stresssystem mit verringerten morgendlichen Cortisolwerten und erhöhten Entzündungswerten im späteren Erwachsenenleben.

Wichtig ist für den Arzt und Psychologen, dass man in diesen dynamischen Prozess zu jedem Zeitpunkt eingreifen kann. Schubert betont im Gespräch mit der PZ: »Das Stresssystem kann sich, wenn der psychische Schaden nicht zu groß ist, wieder einregulieren. Vor allem im Kindesalter kann man durch psychosoziale Unterstützung und Psychoedukation der Eltern viel bewirken.« Studien belegen beispielsweise, dass Kinder von geschiedenen Eltern im Erwachsenenalter eine geringere Widerstandskraft gegen Erkältungsviren haben. Hatten es die Bezugspersonen jedoch trotz der Trennung geschafft, miteinander im Gespräch zu bleiben, sank das Infektionsrisiko der erwachsenen Kinder auf das Niveau von Vergleichspersonen mit einem intakten Elternhaus.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa