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Psychoneuroimmunologie

Emotionen steuern das Immunsystem

Dass Körper und Seele eine Einheit darstellen, ist fast schon eine Binsenwahrheit. Mit den physiologischen Grundlagen dieser jahrtausendealten Weisheit beschäftigt sich die Wissenschaft jedoch erst seit wenigen Jahrzehnten – mit weitreichenden Folgen für unser Verständnis der Medizin.
Clara Wildenrath
22.12.2019  08:00 Uhr

Ekel provoziert Immunreaktion

Für den Psychoneuroimmunologen sind die mehr­dimensionalen Zusammenhänge zwischen Psyche, Immun- und neuroendokrinem System besonders spannend: »Die Afferenzen des Parasympathikus führen zu den Entzündungszellen. Und Immunzellen ­haben Rezeptoren für Neurotransmitter und Nervenzellen für Zytokine.«  Eine Revolution in der Medizin bedeutet für ihn zudem die Erkenntnis, dass man quasi ganzheitlich auf einen Fremdreiz reagiert, biologisch und psychisch. In Studien konnte beispiels­weise nachgewiesen werden, dass der IL-6-Spiegel von Versuchspersonen ­ansteigt, wenn ihnen Fotos von Schnupfennasen gezeigt wurden. »Wir wenden uns mit Ekel von einem krankmachenden Reiz ab und reagieren gleichzeitig auch mit einer biologischen Immunantwort«, schlussfolgert Schubert, »ein hervorragender Schutzmechanismus.«

Auch der bekannte Placebo-Effekt erscheint vor diesem Hintergrund in ­­einem neuen Licht: Ein Präparat ohne pharmazeutische Wirkstoffe kann durch seine symbolische Aufladung tatsächlich eine messbare Antwort des Immun-, Nerven- und Hormonsystems auslösen. Dies sollte man nicht als Scheinwirkung oder gar Einbildung abtun, sondern bewusst in die Therapie einbeziehen, so Schubert. Die Erwartungen, die ein Patient an die Behandlung und deren Erfolg knüpft, hingen durchaus auch von der Kommunikation des Arztes oder Apothekers ab.

Eine wesentliche Rolle scheint dabei das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu spielen – also die innere Gewissheit, dass man einer Erkrankung oder anderen Herausforderung gewachsen ist. In diesem Fall, das zeigen Untersuchungen, steigen die Cortisolwerte bei Stress nur geringfügig an. Über einen ähnlichen Mechanismus könnte auch die Placebo-Behandlung ihre Wirkung entfalten, spekuliert Schubert, weil sie der betroffenen Person gezielte Kon­trolle über die Krankheit suggeriert.

Eine Folge der stressbedingten Verschiebung der Immunaktivität in Richtung TH2-Immunität ist beispielsweise eine verzögerte Wundheilung. US-amerikanische Forscher wiesen nach, dass die psychische Belastung durch die Pflege von Alzheimer-Patienten die Heilungsdauer von künstlich gesetzten Hautläsionen um 24 Prozent verlängerte. Bei Prüfungsstress heilten die Verletzungen um 40 Prozent langsamer, bei feindselig agierenden Ehepartnern sogar um 60 Prozent. Zudem konnte gezeigt werden, dass Stress den Zytokinspiegel in der Wunde senkt (IL-1, IL-6, IL-8, TNF-α). Auch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale beeinflussten die Wundheilung. So lief sie beispielsweise bei Menschen, die Zorn und Ärger schlecht kontrollieren können, im Schnitt langsamer ab. Als positiv für den Heilungsprozess erwiesen sich ­therapeutische Interventionen wie expressives Schreiben und ein dreimonatiges Aerobic-Programm.

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