Einigung auf milliardenschweren Vergleich |
Bayer will bei vielen US-Klagen reinen Tisch machen und akzeptiert jetzt einen Vergleich, der das Unternehmen bis zu 9,8 Milliarden Euro kostet. / Foto: Imago images / SchöniIg
Bayer hat sich im Rechtskonflikt mit US-Klägern wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter auf einen milliardenschweren Vergleich geeinigt. Das teilte der Agrarchemie- und Pharmakonzern am Mittwoch in Leverkusen mit.
Durch den Kompromiss sollen laut Bayer etwa 75 Prozent der aktuellen Verfahren zum Abschluss gebracht werden – mit insgesamt etwa 125.000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen. Bayer ist nach eigenen Angaben bereit, bei dem Kompromiss insgesamt 9,1 Milliarden bis 9,8 Milliarden Euro zu zahlen, um fast alle der zahlreichen Glyphosat-Verfahren in den USA aus der Welt zu schaffen und drohenden Rechtsrisiken in der Zukunft vorzubeugen.
Bayer erwartet, dass die Vergleichszahlungen im Jahr 2020 beginnen werden. Vorstandsvorsitzender Werner Baumann sagte dazu: »Indem wir daran arbeiten, diese umfangreichen Rechtsstreitigkeiten hinter uns zu lassen, können wir Kurs auf die Zukunft nehmen und die globalen Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit und Ernährung angehen. Das gilt nicht nur jetzt während der Covid-19-Pandemie, sondern auch langfristig – weil wir daran arbeiten, die Lebensqualität für eine wachsende und alternde Bevölkerung zu verbessern, die für 2050 auf 10 Milliarden Menschen geschätzt wird.«
Zudem erzielte der Konzern auch Einigungen bei weiteren Klagen, die den umstrittenen Unkrautvernichter Dicamba betreffen. Der Leverkusener Dax-Konzern hatte sich 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto immense Rechtsrisiken im Zusammenhang mit Glyphosat und anderen Agrarprodukten ins Haus geholt. Nachdem Bayer in den ersten drei Prozessen hohe Schadenersatz-Urteile kassiert hatte, warfen immer mehr Menschen dem Konzern vor, durch die Verwendung von Monsantos Unkrautvernichtern Krebs bekommen zu haben. Die Leverkusener wiesen die Vorwürfe stets zurück und bekamen dabei zuletzt nochmals Rückendeckung von der US-Umweltbehörde EPA, die Glyphosat bei vorschriftsmäßigem Gebrauch nicht als Gesundheitsrisiko einstuft. Die anstehenden Berufungsprozesse in den USA, in denen anders als bislang keine Geschworenen, sondern Berufsrichter geurteilt hätten, sollen trotz des Vergleichs weiterlaufen.
Die Glyphosat-Klagewelle hatte Bayer an der Börse massiv unter Druck und die Konzernführung um Baumann stark in die Kritik gebracht. Finanziell ist Bayer gerüstet für einen Vergleich. Allein der Verkauf der Tiermedizin soll Bayer 7,6 Milliarden Dollar einbringen – den Großteil davon in bar, einen kleineren Teil in Aktien des Käufers Elanco.