Eine Erkrankung der Benachteiligten |
Kerstin A. Gräfe |
18.12.2024 07:00 Uhr |
Wird die Infektion rechtzeitig erkannt und adäquat behandelt, heilt sie in aller Regel ohne Folgen aus. Die Therapie richtet sich gemäß der S2k-Leitlinie »Tuberkulose im Erwachsenenalter« nach der Resistenzsituation. Patienten mit sensibler Lungentuberkulose erhalten zunächst für acht Wochen eine Vierfach-Therapie mit Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP), Pyrazinamid (PZA) und Ethambutol (EMB). Im Anschluss daran wird die Therapie weitere vier Monate mit INH und RMP fortgesetzt. Die Gesamttherapiedauer beträgt somit sechs Monate.
Seit 2021 empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein verkürztes Therapieregime über vier Monate mit Rifapentin, Moxifloxacin, INH und PZA. Dieses hat bislang aber keinen Eingang in die deutschen Leitlinien gefunden. Grund sei die nicht ausreichende Verfügbarkeit von Rifapentin in der EU, heißt es in der Leitlinie.
Alle Medikamente der Standardtherapie sollten von Beginn an gleichzeitig nüchtern und möglichst 30 Minuten vor dem Frühstück eingenommen werden. Bei schlechter Verträglichkeit kann die Einnahme nach einem leichten, fettarmen Frühstück erfolgen.
Doch die Standardtherapie stößt zunehmend an ihre Grenzen. International und auch gemäß der deutschen Leitlinie wird zur Behandlung einer multiresistenten Tuberkulose (MDR-TB) vorrangig ein sechsmonatiges orales Behandlungsschema, bestehend aus Bedaquilin, Pretomanid, Linezolid und Moxifloxacin (BPaLM), empfohlen. Hierzu müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein, die in einem Amendment zur Leitlinie beschrieben werden. Sind diese nicht erfüllt, wird eine individuell zusammengestellte MDR-TB-Therapie über 18 Monate empfohlen.
Neue Empfehlungen der WHO für weitere Medikamentenkombinationen zur Behandlung der MDR-TB sind bereits in Sicht. Hintergrund sind positive Daten unter anderem zu Bedaquilin, Delamanid und Linezolid in Kombination mit Levofloxacin (Lfx) oder Clofazimin (C) oder Lfx/C. Ob sie auch für Deutschland anwendbar sind, werden die Leitlinien-Autoren nun prüfen und sie im nächsten Update gegebenenfalls berücksichtigen.