Eine Aufgabe für alle |
In der Suizidprävention setzte sich zunehmend ein multifaktorielles System durch, das die Komplexität der Suizidalität und suizidaler Personen würdigt (21). Die Einteilung (4, 11, 12) erfolgt in universelle, selektive und indizierte Interventionen (Tabelle 3).
Universelle Interventionen betreffen die gesamte Bevölkerung. Die Reduktion eines kleinen Risikos bei vielen Leuten ist besonders vorteilhaft. Hierzu gehören zum Beispiel die Einschränkung der Verfügbarkeit von Suizidmitteln, der verantwortungsvolle Umgang der Medien mit der Thematik, insbesondere die mediale Darstellung von Suiziden, vor allem von Prominenten, und nicht zuletzt die Etablierung eines gesamtgesellschaftlichen Klimas, in dem die Suizidproblematik wahr- und ernst genommen und nicht tabuisiert wird und von Suizidalität Betroffene nicht stigmatisiert werden (6). Mittelrestriktion hat den stärksten suizidpräventiven Effekt.
Selektive Interventionen sollen das Suizidrisiko in spezifischen Risikogruppen reduzieren, zum Beispiel Verwitwete oder kürzlich aus psychiatrisch-stationärer Behandlung Entlassene. Hierzu gehören Krisen-Hotlines, das Gatekeeper-Training (lehrt Menschen, Personen zu erkennen, die Warnzeichen für Suizidalität zeigen) und die Entwicklung psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlungen der Suizidalität.
Indizierte Interventionen sollen das Suizidrisiko bei hochgefährdeten Personen, zum Beispiel schwer depressiven Personen oder Personen nach Suizidversuch, reduzieren. Hierzu gehört die Nachsorge, auch und insbesondere bei psychisch Kranken einschließlich Suchtkranken.
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Im Jahr 2001 initiierte die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) das Nationale Suizidpräventionsprogramm (NaSPro). Zahlreiche Organisationen und Verbände, Dach- und Fachgesellschaften des Gesundheitswesens, wissenschaftliche Einrichtungen, Betroffenenorganisationen und an der Suizidprävention Interessierte beteiligten sich an der Entwicklung und Umsetzung des Programms. In mehreren Arbeitsgruppen arbeiten Experten der Suizidprävention mit Experten aus den betroffenen Bereichen zusammen, zum Beispiel in der Arbeitsgruppe »Alte Menschen« oder »Medizinische Versorgung«. Die Arbeit wird von einem internationalen wissenschaftlichen Beirat begleitet.
In dem vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekt »Suizidprävention Deutschland – aktueller Stand und Perspektiven« ist ein Bericht zur aktuellen Situation der Suizidprävention in Deutschland mit daraus abgeleiteten Empfehlungen entstanden, an dem mehr als 60 Autorinnen und Autoren mitgearbeitet haben und weitere Personen und Institutionen beteiligt waren (17).
Die ABDA hat gemeinsam mit der Arbeitsgruppe »Alte Menschen« im NaSPro einen nützlichen Gesprächsleitfaden für die Apotheke entwickelt. Dieser ist abzurufen unter: www.abda.de/fileadmin/user_upload/assets/Praktische_Hilfen/Leitlinien/Weitere_Arbeitshilfen/GespraechsLF_Suizidale_Menschen_in_der_Apotheke_20_08_25.pdf