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Bayerische Ausbildungsapotheke

»Ein Pluspunkt für jeden Betrieb«

In Bayern startete kürzlich die Zertifikatsfortbildung »Bayerische Ausbildungsapotheke«. Ziel ist es, die Ausbildung von Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) zu verbessern. Etwa 70 Apotheken sind von Anfang an dabei. Warum sich der Einsatz lohnt, erklärt Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer.
Brigitte M. Gensthaler
04.05.2022  11:00 Uhr

Wo sehen Sie aktuell Verbesserungsbedarf in der Ausbildung der PhiP?

Benkert: Wir haben schon relativ viel getan für die Qualität der Ausbildung, aber man kann immer noch besser werden. Maßgeblich ist der Leitfaden für die Ausbildung im Dritten Ausbildungsabschnitt, den die Bundesapothekerkammer erstellt hat, um den Ausbildern eine gute Struktur für das praktische Jahr (PJ) vorzugeben. Diese Regelungen müssen wir besser bekannt machen – sowohl bei ausbildenden Apotheken als auch bei den Studierenden. Denn bei der Suche nach dem Praktikumsplatz sollten sie danach fragen und selbstbewusst fordern, nach diesem Leitfaden ausgebildet zu werden. Ich sehe hier eine Hol- und eine Bringschuld.

In mehreren Bundesländern laufen seit Jahren Initiativen zur Verbesserung der Ausbildung im Praktischen Jahr. Warum kommt Bayern so spät?

Benkert: In anderen Bundesländern liegt die Messlatte teilweise sehr hoch. Wir wollten zunächst Erfahrungen mit dem BAK-Leitfaden sammeln und diesen verbreiten. Unser Ziel war und ist es, viele Apotheken mit der neuen Qualifikation zu erreichen. Unser Konzept ist für die meisten Apotheken umsetzbar und sichert eine gute Ausbildungsqualität.

Welche Anforderungen muss man denn erfüllen, um »Bayerische Ausbildungsapotheke« zu werden?

Benkert: Voraussetzungen für die zu absolvierende achtstündige Zertifikatsfortbildung sind ein gültiges Fortbildungszertifikat der BLAK, die regelmäßige Herstellung von Rezepturen verschiedener Darreichungsformen, wissenschaftliche Literatur und Ausbildungsstandardwerke, ein Kundenkartensystem, ein Internetarbeitsplatz und die regelmäßige Teilnahme an Rezeptur-Ringversuchen. Außerdem muss die ausbildende Apothekerin beziehungsweise der Apotheker mehr als 20 Stunden im Betrieb tätig sein. Im Anschluss sendet die Apothekenleitung eine Selbstauskunft an die Kammer – und dann kann es losgehen.

Laut Gesetz dürfen alle Apotheken PhiP aufnehmen. Wollen Sie dies mit dem Zertifikat einschränken?

Benkert: Keinesfalls. Alle Apotheken dürfen ausbilden und das soll auch langfristig so bleiben. Es darf hier keine Diskriminierung geben. Das Zertifikat soll ausbildungswilligen Kolleginnen und Kollegen vielmehr Ansporn und Hilfestellung sein. Zudem wollen wir einen Anreiz setzen, damit sich die Studenten die Apotheken aussuchen, in denen sie eine sehr gute Ausbildung bekommen können.

Wie erfährt ein angehender PhiP, welche Apotheken hierfür zertifiziert sind?

Benkert: Auf der Homepage der BLAK kann man in der Rubrik Apothekensuche künftig auch nach dem Kriterium Bayerische Ausbildungsapotheke suchen. Wir erstellen zudem eine eigene Liste dieser Betriebe und werden auch die Fachschaften informieren.

Nützt die Qualifizierung auch Studierenden, die einen Platz für die Famulatur suchen, sowie PTA- und PKA-Auszubildenden?

Benkert: Klar, die Qualifizierung schließt alle Berufsgruppen mit ein. Das war übrigens der Wunsch unserer Delegiertenversammlung, dass das Konzept auch die weiteren Berufe in der Apotheke umfasst.

Wie überzeugen Sie eine skeptische Kollegin oder einen Kollegen, den Aufwand für das Zertifikat auf sich zu nehmen?

Benkert: Es ist ein Pluspunkt für jeden Betrieb, wenn er als ausbildungskompetente Apotheke zertifiziert ist, und der Aufwand ist überschaubar. Wenn sich Studierende auf Basis dieser zusätzlichen Qualifikation für meine Apotheke entscheiden und dem Apothekenteam später im Idealfall als Approbierte erhalten bleiben, ist das ein großer Vorteil im Ringen um Fachkräfte und Mitarbeiter. Die Zertifizierung kann dabei unterstützen.

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