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Lungenerkrankungen

Ein Jahr bis zum Impfstoff gegen neues Coronavirus

Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die in China ausgebrochene neue Lungenkrankheit wird nach Einschätzung der globalen Impfallianz Gavi mindestens ein Jahr dauern.
PZ/dpa
23.01.2020  14:00 Uhr

Noch seien die Gefahren durch das Coronavirus auch schwer abzuschätzen, sagte der Gavi-Geschäftsführer und Epidemiologe Seth Berkley der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Die gute Nachricht ist, dass Forscher das Genom des Virus bereits sequenziert und veröffentlicht haben. Das hat es mehreren Organisationen rund um die Welt möglich gemacht, mit der Arbeit an einem Impfstoff zu beginnen», sagte er.

Impfstoffe, die gegen Coronaviren schützen, seien zwar weitaus leichter zu entwickeln als Vakzine gegen Krankheiten wie Malaria oder HIV. «Trotzdem wird es bis zu ersten klinischen Versuchen Monate dauern und mindestens ein Jahr, bevor ein Impfstoff zur Anwendung verfügbar ist», sagte Berkley. Die globale Impfallianz Gavi ist weltweit engagiert, um den Impfschutz gegen Krankheiten zu verstärken und Staaten im Gesundheitswesen zu beraten – mit erheblicher Finanzhilfe aus Deutschland. 

Direkt zu Beginn der Epidemie wurde ausgeschlossen, dass es sich um SARS-CoV (Coronaviren, die das Schwere akute Atemwegssyndrom = SARS auslösen), MERS-CoV (Coronaviren, die das Middle East Respiratory Syndrome = MERS auslösen), Vogelgrippeviren, Influenzaviren oder andere häufige respiratorische Viren handelt. Am 7. Januar gelang es chinesischen Forschern, ein aus einem betroffenen Patienten isoliertes Virus zu sequenzieren. Die Genomsequenz wurde der WHO zur Verfügung gestellt, was es wiederum Laboren weltweit ermöglicht hat, einen spezifischen PCR-Test zu entwickeln.

Die WHO nennt den neuartigen Erreger 2019-nCoV (novel Coronavirus). Es handelt sich um ein β-Coronavirus der Gruppe 2B mit mindestens 70 Prozent Ähnlichkeit zur DNA-Sequenz des SARS-Erregers, heißt es in einem Fachartikel im «International Journal of Infectious Diseases». »Es ist dieselbe Virusart, nur in einer anderen Variante«, erklärte Professor Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin. Unterschiede gebe es vor allem bei den Proteinen, mit denen das Virus an menschliche Zellen andocke.

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