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Spironolacton

Ein alkoholsparendes Diuretikum?

Spironolacton wird als kaliumsparendes Diuretikum bezeichnet. Möglicherweise kann der Wirkstoff aber auch zur Reduktion des Alkoholkonsums beitragen und das Verlangen danach drosseln. Große Studien stehen allerdings noch aus.
Sven Siebenand
25.10.2022  11:00 Uhr

In »Molecular Psychiatry« berichtet ein Autorenteam um Mehdi Farokhnia von den National Institutes of Health der USA über interessante Ergebnisse aus Tierversuchen und einer Kohortenstudie mit Spironolacton. In beiden Fällen deuten die Resultate darauf hin, dass Spironolacton eine Rolle bei der Reduktion des Alkoholkonsums spielen könnte.

Schon frühere Forschungen hatten gezeigt, dass Mineralocorticoid-Rezeptoren, die sich im gesamten Gehirn und in anderen Organen befinden und helfen, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt im Körper zu regulieren, eine Rolle beim Konsum von Alkohol und dem Verlangen danach spielen können. Präklinische Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass eine verstärkte Mineralocorticoid-Rezeptor-Signalgebung zu einem erhöhten Alkoholkonsum beiträgt. Mit der aktuellen Untersuchung wollte man schauen, was passiert, wenn man den Rezeptor mit einem Antagonisten wie Spironolacton blockiert.

In Experimenten, die an Maus- und Rattenmodellen mit übermäßigem Alkoholkonsum durchgeführt wurden, fanden die Forscher heraus, dass steigende Dosen von Spironolacton den Alkoholkonsum bei männlichen und weiblichen Tieren reduzierten, ohne zum Beispiel ihre Nahrungs- oder Wasseraufnahme zu beeinträchtigen.

In einer parallelen Untersuchung analysierten Forscher Krankenakten von Patienten, um mögliche Veränderungen beim Alkoholkonsum zu bewerten, nachdem ihnen zum Beispiel wegen einer Herzerkrankung Spironolacton verschrieben wurde. Sie fanden einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Behandlung mit Spironolacton und der Verringerung des selbstberichteten Alkoholkonsums. Die größten Auswirkungen wurden bei denjenigen beobachtet, die vor Beginn der Spironolacton-Therapie über einen gefährlichen beziehungsweise starken Alkoholkonsum berichtet hatten.

Die Untersuchungsergebnisse könnten nun Anlass für die Durchführung randomisierter, kontrollierter Studien mit Spironolacton bei Menschen mit Alkoholkonsumstörung sein. Nur so wird man in der Lage sein, Sicherheit und potenzielle Wirksamkeit in dieser Population abschließend bewerten zu können.

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