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Pflanzenheilkunde

Echter Salbei ist Arzneipflanze des Jahres

Zum Jahresbeginn wurde die Arzneipflanze des Jahres 2023 gekürt: Aufgrund »seiner reichhaltigen Nutzung in Geschichte und Gegenwart und dem großen Potenzial für weitere Forschung« ist es der Echte Salbei (Salvia officinalis) geworden.
Daniela Hüttemann
03.01.2023  11:00 Uhr

So begründet der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg seine Wahl für den Echten Salbei als »Arzneipflanze des Jahres 2023«, wie es in einer Mitteilung zum Jahreswechsel heißt. Zur »Heilpflanze des Jahres 2023« hatte der naturheilkundliche Verein NHV Theophrastus bereits im Juni 2022 die Weinrebe (Vitis vinifera) gekürt.

»Der Echte Salbei gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Lippenblütlern und wird seit Jahrhunderten als pflanzliches Arzneimittel genutzt«, schreibt nun der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde. Die Verwendung in Europa gehe bis weit ins Altertum zurück, wobei damals auch noch andere der rund 1000 Salbei-Arten heilkundlich verwendet wurden.

Der Name Salbei leitet sich ab vom lateinischen Begriff »salvus«, der mit gesund, heil, unbeschädigt, unverletzt, unversehrt oder wohlbehalten übersetzt werden kann. Nicht nur in der Antike, auch in der Klostermedizin des Mittelalters spielte der Salbei eine wichtige Rolle. Hildegard von Bingen nannte acht verschiedene Anwendungsgebiete, von Mundgeruch über Appetitlosigkeit bis hin zu Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Blutungen. Im Spätmittelalter galt der Salbei sogar als Allheilmittel.

Heute wird der Echte Salbei selbst oder in verarbeiteter Form wie in Extrakten vor allem bei Husten und Heiserkeit, vermehrter Schweißproduktion, Entzündungen im Mund- und Rachenbereich und leichten dyspeptischen Beschwerden wie Sodbrennen und Blähungen eingesetzt.  Äußerlich dient er zudem der Behandlung leichter Hautentzündungen. Bis auf Husten und Heiserkeit sind diese Indikationen von der Europäischen Arzneimittelagentur für den traditionellen Gebrauch anerkannt. Vor einer innerlichen Anwendung des reinen ätherischen Öls warnen die Behörden aufgrund der Gefahr toxischer Wirkungen durch die Inhaltsstoffe Campher und Thujon.

Studien legen vielfältige Wirkungen von Salbei nahe

Der Studienkreis erwähnt auch einige der modernen Forschungsergebnisse. Demnach enthalten Salbeiblätter ätherisches Öl und Gerbstoffe, die bakterienhemmend und antiviral wirken sollen. In vitro zeigen Auszüge aus Salbeiblättern entzündungshemmende Eigenschaften, im Tierversuch eine Hustenreiz lindernde Wirkung sowie eine krampflösende Wirkung im Magen-Darm-Trakt. 

In klinischen Studien konnte beispielsweise eine Wirksamkeit bei Hitzewallungen bei Frauen im Zusammenhang mit der Menopause sowie bei Männern nach antiandrogener Therapie bestätigt werden. »In Kombination mit Echinacea zeigte ein Spray mit Salbei eine ebenso gute Linderung von entzündetem Hals wie ein entsprechendes Spray mit chemischem Desinfektionsmittel und Schmerzmittel«, schreibt der Studienkreis. Weitere Studien belegten eine Stoffwechsel fördernde Wirkung bei Patienten mit zu hohen Cholesterin-Werten, Diabetes oder Polyzystischem Ovar-Syndrom. 

»Zusammenfassend ist es durchaus wahrscheinlich, dass sich durch weitere klinische Studien über Salbeiblätter altbewährte und neue Anwendungsmöglichkeiten ergeben«, so der Studienkreis. Eine solche Forschung sei jedoch wegen des hohen administrativen Aufwands klinischer Studien und fehlender öffentlicher Förderung in Europa kaum durchführbar. Vor allem in Staaten wie dem Iran und China würden solche Studien realisiert. Teilweise würden dort allerdings andere Salbei-Arten als Salvia officinalis verwendet.

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