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Arznei- und Heilpflanze des Jahres

Das Jahr von Myrrhe und Meerrettich

Myrrhe war bekanntlich schon zu Jesu Zeiten eine wertvolle Gabe. Anno 2021 ist der Myrrhenbaum zur Arzneipflanze des Jahres gekürt worden. Parallel dazu wird Meerrettich als Heilpflanze des Jahres gewürdigt.
Daniela Hüttemann
01.01.2021  16:00 Uhr

Zur Ehrung kommen jedes Jahr zwei Pflanzen, da zwei unterschiedliche Organisationen sie ausloben: Der naturkundlich orientierte Verein NHV Theophrastus (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus) kürt seit 2003 jährlich die »Heilpflanze des Jahres«. Die »Arzneipflanze des Jahres« wird dagegen vom interdisziplinären Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg gekürt, an dem unter anderem das Deutsche Apotheken-Museum in Heidelberg beteiligt ist. Ziel des Arbeitskreises ist es, die Geschichte von Pflanzen in der Medizin und ihre pharmazeutische Nutzung zu betonen.

2021 nun also Meerrettich als Heilpflanze und Myrrhe beziehungsweise der Myrrhenbaum als Arzneipflanze des Jahres. Myrrhe habe eine große Bedeutung in der Kultur- und Medizingeschichte, aber auch in der Forschung der jüngeren Vergangenheit, so der Studienkreis in seiner Begründung.  Der Myrrhenbaum (Commiphora myrrha, syn. Commiphora molmol) gehört zu den Balsambaumgewächsen (Burseraceae) und wächst in den Trockengebieten Kenias, Äthiopiens, Dschibutis und Somalias sowie im Oman und Jemen.

Genutzt wird das Gummiharz, die Myrrhe, die bereits im zweiten Buch Mose genannt wird. Am bekanntesten ist sie aber wohl aus dem Matthäus-Evangelium, wonach die drei »Sterndeuter aus dem Osten« dem neugeborenen Jesus neben Gold und Weihrauch auch Myrrhe als Geschenk mitbringen, was den Wert des Harzes unterstreicht. Bereits die alten Ägypter beschrieben eine heilkundliche Anwendung. Die Myrrhe findet sich unter anderem auch bei Griechen, Römern und Arabern sowie ausführlich bei Hildegard von Bingen. Heute weiß man, dass Myrrhe unter anderem Diterpen- und Triterpensäuren, ätherisches Öl und Bitterstoffe enthält.

Auch heute noch werden Zubereitungen aus Myrrhe aufgrund ihrer adstringierenden, entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften angewendet, vor allem bei Entzündungen der Haut und Schleimhäute, zum Beispiel bei Aphthen oder entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Reizdarm. Myrrhe ist meist in Kombination, zum Beispiel in Fertigpräparaten wie Legased® natur Lösung, Myrrhinil-Intest® und Weleda® Ratanhia-Mundwasser-Konzentrat, enthalten. Ethnopharmakologen äußerten dieses Jahr sogar die Vermutung, dass Myrrhe Potenzial gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 habe, was aber wohl abzuwarten bleibt.

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