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Studie der OTH Amberg/Weiden

E-Rezept-Einsatz klappt gut

Der Einsatz des E-Rezepts funktioniert in der Praxis weitgehend reibungslos. Mit der Abwicklung sind fast alle Mitarbeiter in Apotheken und Praxen zufrieden. Das zeigen erste Ergebnisse einer wissenschaftlichen Begleitstudie zum Förderprogramm, die die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg/Weiden im Auftrag der sogenannten E-Rezept-Enthusiasten durchführt. Die Zwischenbilanz wurde heute auf der Expopharm in München vorgestellt.
Anne Orth
15.09.2022  17:45 Uhr

Der Verein »E-Rezept-Enthusiasten« will die Einführung elektronischer Verordnungen in Deutschland vorantreiben. Zu diesem Zweck hat er Ende Juni 2022 ein Förderprogramm gestartet. Daran können Apotheker und Ärzte teilnehmen, die das E-Rezept bereits in die Regelversorgung eingeführt haben und in der wissenschaftlichen Begleitstudie der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amber/Weiden ihre Erfahrungen teilen. Der damit verbundene Mehraufwand in Arzt- und Zahnarztpraxen wird mit 3.000 Euro gefördert, in Apotheken mit 1.500 Euro.

Mit der Begleitstudie will die OTH Amberg/Weiden herausfinden, wie die Teams in Apotheken und Praxen mit dem Einsatz elektronischer Verordnungen zurechtkommen. Ziel ist es, mögliche Stolpersteine in der täglichen Umsetzung zu evaluieren, auszuwerten zu und beseitigen.

Umfangreiche Befragung zu Aufwand und Nutzen

Nun liegen mit 93 abgeschlossenen Befragungen von teilnehmenden Ärzten und Apotheken die ersten Ergebnisse vor. Davon entfallen 71 auf Arztpraxen und 22 auf Apotheken. In einem umfangreichen Fragebogen sollten Apotheken und Praxen beispielsweise angeben, inwieweit sie für die Umstellung auf elektronische Verordnungen Prozesse anpassen und das Personal schulen mussten.

Bei den befragten Apotheken lösten Patientinnen und Patienten innerhalb von zwei Wochen im Schnitt 335 E-Rezepte ein. Dabei gaben alle Apotheken an, die Arztpraxen zu kennen, in denen die E-Rezepte  ausgestellt wurden.

»Die Teilnehmer am Förderprogramm können mit dem E-Rezept umgehen«, zog Steffen Hamm, Professor für Digital Healthcare Management an der OTH Amberg/Weiden, bei der Vorstellung der Zwischenbilanz ein positives Fazit. Die Befragung zeigte allerdings, dass das E-Rezept derzeit fast ausschließlich als Papierausdruck zum Einsatz kommt. Die PZ fasst die wichtigsten Ergebnisse der ersten Auswertung zusammen:

  • Sowohl die Teams in den Apotheken als auch in den Praxen sind überwiegend zufrieden bis sehr zufrieden oder zumindest neutral gegenüber dem E-Rezept eingestellt.
  • 63 der befragten Ärzte gaben an, dass sie künftig ausschließlich E-Rezepte ausstellen wollen. Vorteile elektronischer Verordnungen sehen die Befragten unter anderem in der Einfachheit und der Sicherheit.
  • Die befragten Apotheker und Ärzte haben die Erfahrung gemacht, dass die Patienten dem E-Rezept gegenüber in der Regel aufgeschlossen sind. Auch die Einschätzung hinsichtlich der Sicherheit fällt im Vergleich zum analogen Rezept mehrheitlich positiver oder mindestens gleichwertig aus. Von sich aus wünschten allerdings nur wenige Patienten eine digitale Verordnung.
  • Die Möglichkeit, E-Rezepte in einer elektronischen Patientenakte zu speichern, bewerteten die Befragten mehrheitlich positiv.
  • Was die Software und Hardware angeht, verliefen der Einsatz des E-Rezepts sowie der laufende Betrieb reibungslos. Allerdings gaben 8 von 22 Apotheken an, dass sie bei der Einrichtung des E-Rezepts vor Ort externe Unterstützung benötigten. Neue Hardware mussten die meisten Apotheken und Praxen nicht anschaffen.
  • Apotheken boten ihren Teams deutlich mehr Schulungen zum Thema an als Praxen.
  • Was Veränderungen von Prozessen angeht, ergab die Untersuchung kein einheitliches Bild. »Ein Teil der befragten Apotheker und Ärzte gab an, dass sich Abläufe durch den Einsatz von E-Rezepten beschleunigt hätten, bei einem anderen Teil war das Gegenteil der Fall«, informierte Studienleiter Hamm.
  • Die Möglichkeit, ohne persönliches Erscheinen des Patienten Folgerezepte ausstellen und einlösen zu können, bewertete die Mehrheit der Befragten positiv.

»Ich bin optimistisch, dass wir in den nächsten Monaten bei der Einführung des E-Rezepts deutlich vorankommen werden«, sagte Ralf König, Apotheker und 1. Vorsitzender der E-Rezept-Enthusiasten. Noch könnten Apotheker und Ärzte am Förderprogramm teilnehmen. Dass sich die Einführung des E-Rezepts so stark verzögert habe, liegt nach Ansicht von König daran, dass der Nutzen bisher zu wenig dargestellt worden sei. »Es ist Aufgabe des Bundesgesundheitsministeriums, die Kommunikation zu orchestrieren«, forderte König.

 

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