Dupilumab lindert massiven Juckreiz |
Brigitte M. Gensthaler |
07.02.2024 15:05 Uhr |
Patienten mit Prurigo nodularis leiden an einem heftigen Juckreiz, der sie zu ständigem Kratzen verleitet. Es entstehen Knoten und Papeln, die wiederum extrem jucken. / Foto: Adobe Stock/Satjawat
»Prurigo nodularis ist eine eigenständige Erkrankung mit eigenen molekularen Mechanismen, bei der es kaum milde Verläufe wie bei atopischer Dermatitis oder Psoriasis gibt«, berichtete Professor Dr. Martin Metz vom Institut für Allergieforschung, Charité Berlin, bei einer online-Pressekonferenz der Firma Sanofi. »Die meisten Patienten sind schwer belastet.« Ein anhaltender extremer Juckreiz verleitet sie zu heftigem Kratzen.
Die ständigen Hautläsionen führen zu Knoten und Papeln, die wiederum extrem jucken und der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung den Namen gegeben haben. Sie befinden sich meist symmetrisch an Gliedmaßen, Rücken und Bauch; das Gesicht ist frei. Betroffen seien vor allem Patienten im Alter ab 60 Jahren, aber es könnten auch Kinder an Prurigo nodularis (PN) erkranken, berichtete der Arzt. Ein großes Problem ist die Erkrankung auch in Alten- und Pflegeheimen. Kratzen sich die Patienten blutig, können mangels Hygiene Sekundärinfektionen der Haut entstehen.
Die Therapie erfolgt abgestuft gemäß der S2k-Leitline zur Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus (AWMF-Register-Nr.: 013-048; Stand 2022). Diese sieht – neben der Hautpflege – zunächst topische Therapien, unter anderem mit Corticosteroiden, Lokalanästhetika und Calcineurin-Inhibitoren sowie die UV-Phototherapie vor. Ab Stufe 3 sind Systemtherapien, zum Beispiel mit Antihistaminika, Corticosteroiden, Gabapentinoiden und Immunsuppressiva, angezeigt. Auf Stufe 4 werden auch Opioidrezeptor-Antagonisten (Naloxon, Naltrexon) und -Agonisten (Difelikefalin), Neurokininrezeptor-1-Antagonisten wie Aprepitant oder der IL-31-Rezeptor-Antagonist Nemolizumab (in klinischer Phase III) ausprobiert.
Bei PN würden viele Therapeutika off-label eingesetzt, sagte Metz. Anders ist es bei Dupilumab: Das Biologikum wurde vor rund einem Jahr in der EU für die Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Prurigo nodularis zugelassen. Dosiert wird wie bei atopischer Dermatitis: Nach einer Anfangsdosis von 600 mg, also zwei subkutanen Injektionen zu je 300 mg, folgen Injektionen mit 300 mg alle zwei Wochen. Zur Verfügung stehen Fertigspritze oder -pen.
Zulassungsrelevant sind die Ergebnisse von zwei 24-wöchigen, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien (PRIME und PRIME-2; DOI: 10.1038/s41591-023-02320-9) mit 311 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer PN. Bei fast 60 Prozent der Patienten unter Verum (alle zwei Wochen 300 mg Dupilumab) und bei 19 Prozent unter Placebo habe sich der Juckreiz innerhalb von 24 Wochen erheblich gebessert (gepoolte Daten), berichtete Metz. Unterschiede im Ansprechen zeigten sich nach drei bis vier Wochen. »Dupilumab verbesserte den Juckreiz unabhängig vom atopischen Hintergrund der Patienten«, so der Dermatologe. Gemäß Langzeitdaten (nicht placebokontrolliert) könne die Ansprechrate bis auf 80 Prozent steigen und manche Patienten würden sogar beschwerdefrei. Nach Therapieende gab es innerhalb des zwölfwöchigen Nachbeobachtungszeitraums jedoch Hinweise auf ein Wiederauftreten von Symptomen.
Der Antikörper Dupilumab (Dupixent®) gehört zu den Blockbustern. Amerikanische Marktforscher erwarten 2024 einen weltweiten Umsatz von fast 13,5 Milliarden US-Dollar , vor allem wegen des starken Umsatzwachstums in den Indikationen atopische Dermatitis und Asthma bronchiale. Weitere zugelassene Indikationsgebiete sind die chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen, Prurigo nodularis und die eosinophile Ösophagitis. Positive Daten aus Phase-III-Studien gab es im vergangenen Jahr bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).