Dritter Multizytokin-Hemmer bei RA |
Sven Siebenand |
05.03.2020 08:00 Uhr |
Die Behandlung sollte bei Patienten mit einer absoluten Lymphozytenzahl von weniger als 500 Zellen/mm3, einer absoluten Neutrophilenzahl von weniger als 1000 Zellen/mm3 oder einem Hämoglobinspiegel von weniger als 8 g/dl nicht begonnen werden. Patienten sollten während und nach Behandlung mit Upadacitinib immer engmaschig auf Anzeichen und Symptome einer Infektion überwacht werden. Wenn eine schwere Infektion auftritt, sollte die Behandlung unterbrochen werden, bis die Infektion unter Kontrolle ist. Vor Beginn und während einer Therapie mit dem neuen Wirkstoff sollte ein Screening auf eine virale Hepatitis und die Überwachung einer möglichen Reaktivierung durchgeführt werden. Vor Therapiebeginn mit Upadacitinib ist zudem ein Tuberkulose-Screening durchzuführen.
Kontraindiziert ist Upadacitinib bei aktiver Tuberkulose beziehungsweise einer anderen aktiven schwerwiegenden Erkrankung, bei schwerer Leberinsuffizienz und in der Schwangerschaft. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Anwendung von Upadacitinib und nach Beendigung der Behandlung für vier Wochen zuverlässig verhüten. Stillende sollten das neue Medikament nicht erhalten. Bei schwerer Niereninsuffizienz sollte die Anwendung des Wirkstoffs nur unter Vorsicht erfolgen.
Upadacitinib sollte nicht mit anderen potenten Immunsuppressiva, etwa Ciclosporin, Azathioprin, Tacrolimus, Biologika oder andere Januskinase-Hemmer, kombiniert werden, da das Risiko einer zusätzlichen immunsuppressiven Wirkung nicht ausgeschlossen werden kann. Zudem wird die Anwendung von attenuierten Lebendimpfstoffen während oder unmittelbar vor einer Behandlung mit dem Kinasehemmer nicht empfohlen. Stattdessen wird empfohlen, den Impfstatus vor Therapiebeginn mit Upadacitinib zu überprüfen und alle erforderlichen Impfungen nachzuholen. Auch die prophylaktische Impfung gegen Herpes zoster sollte an dieser Stelle bedacht werden.
Upadacitinib wird hauptsächlich durch das Enzym CYP3A4 metabolisiert. Daher kann die gleichzeitige Anwendung von starken CYP3A4-Hemmer und -Induktoren ein Problem darstellen: Upadacitinib ist bei Patienten unter Langzeitbehandlung mit starken CYP3A4-Inhibitoren mit Vorsicht anzuwenden. Die Upadacitinib-Exposition ist bei gleichzeitiger Anwendung mit starken CYP3A4-Induktoren verringert, was zu einer abgeschwächten Wirkung des neuen Arzneimittels führen kann. Veränderungen der Krankheitsaktivität von Patienten sollten überwacht werden, wenn Upadacitinib gleichzeitig mit starken CYP3A4-Induktoren angewendet wird.
Sehr häufige Nebenwirkungen von Rinvoq sind Infektionen der oberen Atemwege. In Studien traten zum Beispiel Übelkeit, Fieber, Husten, Neutropenie und Hypercholesterolämie häufig auf.
Hinsichtlich seines Wirkmechanismus bietet Upadacitinib keinen grundlegenden Vorteil gegenüber den anderen bekannten Januskinase-Hemmern. Seine Wirksamkeit bei rheumatoider Arthritis hat er zweifelsohne in einem umfangreichen Studienprogramm nachgewiesen. Jedoch wären direkte Vergleichsstudien mit den anderen JAK-Hemmern wünschenswert. So ist der therapeutische Fortschritt nicht erkennbar.
Auch das zugelassene Anwendungsgebiet erschließt bislang keine neue Patientengruppe. Im Vergleich zu Tofacitinib, das zum Beispiel auch bei Colitis ulcerosa zum Einsatz kommen darf, ist es sogar schmaler. Das kann sich demnächst jedoch ändern. Denn aktuell laufen Phase-III-Studien mit Upadacitinib, zum Beispiel bei Morbus Crohn und atopischer Dermatitis. Vorläufig ist der neue Wirkstoff aber bei den Analogpräparaten einzustufen.
Sven Siebenand, Chefredakteur