Dritter FLT3-Hemmer im Handel |
Sven Siebenand |
28.02.2024 07:00 Uhr |
Mutationen im FLT3-Gen gehören zu den häufigsten genetischen Anomalien bei akuter myeloischer Leukämie (AML). / Foto: Shutterstock/Yorda
Die AML führt zu unkontrolliertem Wachstum und Akkumulation von dysfunktionalen malignen weißen Blutzellen, welche die Produktion normaler Blutzellen stören. Mutationen im FLT3-Gen gehören zu den häufigsten genetischen Anomalien bei AML. Die FLT3-ITD (interne Tandem-Duplikation)-Mutation liegt bei etwa einem Viertel aller AML-Patienten vor und bedeutet eine schlechtere Prognose für die Betroffenen.
Quizartinib (Vanflyta® 17,7 und 26,5 mg Filmtabletten, Daiichi Sankyo) ist nach Midostaurin und Gilteritinib der dritte FLT3-Inhibitor auf dem deutschen Markt. Es ist jedoch der erste Wirkstoff, der speziell auf das FLT3-Protein mit ITD-Mutation zugeschnitten ist, während Midostaurin und Gilteritinib auf das FLT3-Protein mit ITD- oder mit TKD (Tyrosinkinase-Domäne)-Mutation abzielen. Quizartinib und sein Hauptmetabolit AC886 binden kompetitiv mit hoher Affinität an die ATP-Bindungstasche von ITD-mutiertem FLT3. Dadurch werden die Kinaseaktivität und die Autophosphorylierung des Rezeptors gehemmt. Die nachgeschaltete FLT3-Rezeptor-Signalkaskade kommt zum Erliegen und damit letztlich die FLT3-ITD-abhängige Zellproliferation.
Vanflyta ist indiziert in Kombination mit einer Standard-Cytarabin- und Anthrazyklin-Induktionschemotherapie und einer Standard-Cytarabin-Konsolidierungschemotherapie, gefolgt von einer Erhaltungstherapie als Monotherapie bei erwachsenen Patienten mit neu diagnostizierter FLT3-ITD-positiver AML. Diese muss vor Therapiebeginn per Test nachgewiesen worden sein. Bei schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung wird der Einsatz von Quizartinib nicht empfohlen.
Wirksamkeit und Sicherheit von Quizartinib wurden in der randomisierten und doppelblinden Phase-III-Studie Quantum-First untersucht. Teilnehmende waren 539 erwachsene Patienten zwischen 18 und 75 Jahren (25 Prozent waren 65 Jahre oder älter) mit neu diagnostizierter FLT3-ITD-positiver AML. Sie erhielten entweder Quizartinib 35,4 mg einmal täglich (n=268) oder Placebo (n=271) für zwei Wochen in jedem Zyklus in Kombination mit einer Standardchemotherapie und anschließend eine Erhaltungstherapie mit Quizartinib allein (26,5 mg einmal täglich für zwei Wochen und danach 53 mg einmal täglich) oder Placebo für bis zu 36 Zyklen.
Der primäre Wirksamkeitsparameter war das Gesamtüberleben (OS). Die Studie zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung des OS im Quizartinib-Arm (31,9 Monate) im Vergleich zum Kontrollarm (15,1 Monate). Nach 36 Monaten lebten im Quizartinib-Arm noch 50 Prozent der Teilnehmer, im Placeboarm nur 41 Prozent.