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Videos und Piktogramme

Digitaler Beipackzettel soll Apotheken bei Beratung helfen

Indem sie Patienten auch digital über die richtige Medikamenteneinnahme aufklären, können Apotheken die Bindung zu ihren Kunden verbessern – das verspricht das Start-up Careanimations. Die entsprechende Plattform Apoclip setzt dabei auf Videos und Piktogramme.
PZ
27.10.2022  10:30 Uhr

Fast alle Aufklärungen darüber, wie man Arzneimittel korrekt einnimmt oder anwendet, gibt es in Textform, zum Beispiel als klassischen Beipackzettel. Das Problem hierbei: Viele Patienten verstehen die gedruckten medizinischen Informationen nicht oder nur unzureichend oder haben kein Interesse daran. Die Folge: »Je nach Krankheit werden 30 bis 50 Prozent der Medikamente von Patienten nicht richtig oder überhaupt nicht eingenommen oder angewendet.« So beschreibt es zumindest das Start-up Careanimations in einer Mitteilung über sein Tool Apoclip, das Abhilfe schaffen soll.

Fast 45 Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben demnach nur eine unzureichende Gesundheitskompetenz, hinzu kämen Patienten, die keine ausreichenden Deutschkenntnisse hätten. Dies kombiniert mit zu wenig Beratungszeit in Arztpraxis und Apotheke ergebe Schäden nicht nur für die Patienten, sondern auch für das Gesundheitssystem, heißt es in der Mitteilung. »Den Patienten geht es länger schlecht und es entstehen zusätzliche Kosten – je nach Berechnungsmethode jährlich zwischen 10 bis 50 Milliarden Euro.«

Verständlich und in mehreren Sprachen

Mit der audiovisuellen Plattform Apoclip soll das anders werden, verspricht Careanimations. Über dieses Tool können Apotheken demnach ihre Patientinnen und Patienten anhand von mehr als 12.000 verschiedenen interaktiven Animationsvideos und passenden Piktogrammen aufklären. Wie wird das Arzneimittel richtig eingenommen? Warum wird ein bestimmter Wirkstoff eingesetzt? Was muss noch beachtet werden? Diese Informationen soll die Web-App in möglichst verständlicher gesprochener Sprache auf Deutsch oder Türkisch geben, auf Wunsch mit Untertiteln. Auch alle fünf pharmazeutischen Dienstleistungen sind in die digitale Beratung integriert. Zudem könnten Patienten sich auch zuhause anhand der Videos beraten und ihre Therapie mit automatisierten Follow-up-Nachrichten begleiten lassen. Per QR-Code könne das Apothekenpersonal ihnen ihr Video mit nach Hause geben. So sorge Apoclip nicht nur für mehr Therapietreue, sondern stärke auch die Patientenbindung an die Apotheke, heißt es in der Mitteilung.

In den Niederlanden, wo das Betreiberunternehmen Careanimations 2016 gegründet wurde, sei dieses Angebot bereits in 97 Prozent der Offizinen integriert. Apoclip bilde dabei das Kernmodul eines größeren Pools an Beratungsmaterialien und -services. Sie alle sollten der Vor-Ort-Apotheke dabei helfen, ihre Patienten zu erreichen und ihnen personalisierte Dienstleistungen und Unterstützung bei der richtigen Verwendung ihrer Arzneimittel zu bieten. Rob Neeter, CEO und Co-Founder des Unternehmens, betonte: »Patientenbindung ist entscheidend für die Implementierung effektiver pharmazeutischer Dienstleistungen, um die Therapietreue zu verbessern und die Risiken der Polypharmazie zu reduzieren. Genau da setzen wir an.« So könnten diese Lösungen auch die Zukunftssicherheit und Resilienz der Apotheken unterstützen, ergänzte Thomas Hofmann, Deutschland-Geschäftsführer von Careanimations.

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