Digitaler Beipackzettel bietet Chancen |
Christina Hohmann-Jeddi |
15.09.2022 16:00 Uhr |
Über eine Suchfunktion kann der Anwender entweder den Hersteller, den Namen des Arzneimittels oder die PZN eingeben und somit den digitalen Beipackzettel schnell finden. / Foto: Adobe Stock/SunnySide
An den Gebrauchsinformationen in Papierform, die in jeder Arzneimittelpackung enthalten sind, hat kaum jemand Freude: Sie sind lang, klein gedruckt, mitunter schwer zu lesen und auch nicht immer aktuell. Das machte Faber in ihrem Vortrag im InspirationLab deutlich. Zum Beispiel könne bei Medikamenten mit einer Haltbarkeit von drei Jahren ein Beipackzettel aus dem Jahr 2019 beiliegen und schon veraltet sein. Wie kommt man an aktuellere Informationen und was tut man, wenn man den Beipackzettel bereits weggeworfen oder verloren hat? »Viele Patienten googlen dann«, sagte Faber. Die gefundenen Quellen seien aber nicht immer zuverlässig und die Informationen nicht aktuell.
Eine Hilfe kann hier die App »Gebrauchsinformation 4.0« (GI 4.0) sein, die einen schnellen Zugriff auf aktuelle Gebrauchsinformationen in digitaler Form erlaubt: Mit einem Abscannen der Arzneimittelpackung beziehungsweise der Eingabe des Arzneimittelnamens lassen sich die digitalen Beipackzettel suchen und in nutzerfreundlichem Design öffnen. In diesen kann nach Schlagworten gesucht werden, Schrift und Abbildungen lassen sich vergrößern und zusätzlich kann man sich die Informationen auch vorlesen lassen.
Seit 2020 ist die App in den verschiedenen App-Stores kostenlos verfügbar, berichtete Faber. Entwickelt wurde sie von einem Konsortium aus Vertretern der Industrie, Behörden (BfArM und PEI) sowie Vertretern der Apothekerschaft und von Patientenverbänden. Inzwischen sind 47 pharmazeutische Unternehmen vertreten und 3000 Gebrauchsinformationen abrufbar, sagte die Apothekerin. »Und die Zahlen nehmen rasant zu.«
Für Apotheker und Apothekerinnen biete das Programm GI 4.0 die Möglichkeit, die Gebrauchsinformationen mit den Patienten durchzusprechen ohne die Arzneimittelpackung zu öffnen. Es ließe sich auch über eine Schnittstelle an Apotheken-Software anbinden, wie ein Modellprojekt mit Awinta gezeigt hätte, berichtete Faber. Andere Anbieter könnten noch folgen. Faber sieht für Apothekerinnen und Apotheker hier eine Chance, die Patienten in einem zunehmend digitalisierten Gesundheitswesen zu begleiten.
Das Argument, ältere, nicht Internet-affine Patienten durch die Digitalisierung der Beipackzettel abzuhängen, lässt sie nicht gelten. Ein Großteil der Senioren sei online und zudem biete das Programm gerade für Ältere durch die Vorlese- und Suchfunktion auch einen Mehrwert. Des Weiteren lasse sich der Beipackzettel auch für Patienten in der Offizin ausdrucken.