Die Bundesregierung hat laut einem Bericht für den Gesundheitsausschuss des Bundestages etwa 100 Millionen Dosen Pockenimpfstoff eingelagert. Dieses Vakzin sei wegen zu erwartender Nebenwirkungen jedoch nicht zum Einsatz gegen Affenpocken geeignet, sagte Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD).
»Der ältere Pockenimpfstoff hat viele Nebenwirkungen, zudem enthält er vermehrungsfähige Viren, die sich im Körper von immungeschwächten Menschen ausbreiten könnten«, sagte Professor Dr. Stefan Kaufmann, emeritierter Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie.
Nach den Worten des Wiener Facharztes für Impfen und Reisemedizin Professor Dr. Herwig Kollaritsch wäre heutzutage etwa ein Viertel der Bevölkerung wegen Gegenanzeigen wie Immunschwächen nicht mehr damit impfbar.
Daneben gibt es noch einen neueren Pockenimpfstoff, der auf einer Weiterentwicklung durch den Mikrobiologen Professor Dr. Anton Mayr in den 1960er-Jahren in Bayern basiert: Dabei werde ein im Labor abgeschwächtes Impfvirus genutzt, um eine Immunantwort gegen Pocken zu erzeugen, sagte Kollaritsch. Fachleute sprechen kurz von MVA-Impfung (MVA: Modifiziertes Vacciniavirus Ankara).
»Diese Impfung wurde in den 1960ern eine Zeit lang verwendet, aber nie in großem Stil. Sie ist besser verträglich, das Virus nicht mehr vermehrungsfähig«, sagte Kollaritsch, der Mitglied des österreichischen Pendants zur Ständigen Impfkommission (STIKO) ist. Es bilde sich auch keine Impfnarbe.
Er sieht bei dem Vakzin das Problem einer recht ungewissen Impfeffektivität in der Praxis angesichts der ausgerotteten Krankheit. »Man kann aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem Schutz ausgehen.«
Das seit 2013 in der EU für Erwachsene gegen klassische Pocken zugelassene MVA-Vakzin heißt Imvanex® und kommt von der deutsch-dänischen Firma Bavarian Nordic. In den Vereinigten Staaten ist es bereits unter dem Namen Jynneos™ auch gegen Affenpocken zugelassen. Die WHO wies kürzlich darauf hin, dass es nicht flächendeckend verfügbar sei.