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Antidementiva

Die bestmögliche Therapie für Demenz-Patienten

AChE-Inhibitor nach Neben- und Wechselwirkungen aussuchen

»Da Donepezil, Rivastigmin und Galantamin in ihrer Wirksamkeit vergleichbar sind, wählt man die Medikation nach ihren Neben- und Wechselwirkungen«, berichtete Wunderlich. Alle drei können gastrointestinale Probleme bereiten, die bei Rivastigmin ausgeprägter sind. Auch Schwindel und Kopfschmerzen sind hier häufiger. Das Nebenwirkungsprofil von Rivastigmin ist bei oraler und transdermaler Gabe vergleichbar; bei TTS ist auf lokale Reizungen zu achten.

Vorteil von Rivastigmin: Es wird nicht hepatisch metabolisiert und ist daher »bei Polymedikation absolut zu bevorzugen«, so die Referentin. Dagegen werden Donepezil und Galantamin über CYP-Enzyme verstoffwechselt und interagieren mit Enzyminduktoren (cave Johanniskraut) und Enzyminhibitoren wie Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Erythromycin. Aufgrund steigender Plasmaspiegel des Antidementivums können vermehrt Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten.

Bei den pharmakodynamischen Interaktionen ist besonders auf Anticholinergika und Arzneistoffe mit anticholinergen Nebenwirkungen zu achten. Diese konterkarieren die antidementive Wirkung, beeinträchtigen die cholinerge Neurotransmission und verstärken damit kognitive Störungen. Zu den im Praxisalltag wichtigen Stoffe mit anticholinergen Effekten gehören Vertreter der Trizyklika, Antipsychotika, Antihistaminika, Uro-Spasmolytika und Parkinson-Medikamente. Diese sind ebenso wie Benzodiazepine und Opioide bei Demenzpatienten zu vermeiden.

Wie lange behandeln?

»Man sollte die Medikation nicht beenden, auch nicht in schweren Stadien, solange sie gut verträglich ist«, riet Wunderlich. Sie bezog sich dabei auf eine Untersuchung mit Patienten, die unter stabiler Donepezil-Therapie in eine schwere Demenz gerutscht waren. Die Aufnahme in ein Pflegeheim wurde bei Weitereinnahme deutlich hinausgezögert im Vergleich zu den Patienten, bei denen Donepezil abgesetzt wurde. Erst nach 48 Monaten war kein Unterschied mehr erkennbar.

Nur bei schweren Nebenwirkungen, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen, müsse man absetzen, auch wenn die Demenz dann schneller verläuft. Es lohne sich aber, zunächst den Wirkstoff zu wechseln. Ansonsten solle eine AChE-I-Therapie auch bei schwerer Demenz fortgeführt werden (off label).

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