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Arzneistoffe 2023

Die besten der Besten in Meran

Im Jahr 2023 gab es weniger neue Arzneistoffe als in den Vorjahren. Allerdings befinden sich unter den Neulingen einige hoch innovative Substanzen. PZ-Chefredakteur Sven Siebenand stellte beim Pharmacon in Meran die besten der Besten vor.
Brigitte M. Gensthaler
30.05.2024  17:52 Uhr

Eine der Topsubstanzen ist das Inkretinmimetikum Tirzepatid (Mounjaro®), das als dualer Agonist an Rezeptoren von Inkretinhormonen, nämlich von GLP-1- und GIP, wirkt. Das »Twinkretin« ist zugelassen für Patienten mit Typ-2-Diabetes sowie zum Gewichtsmanagement bei adipösen Menschen. In Meran wurde es mit dem PZ-Innovationspreis 2024 ausgezeichnet. Auch Patienten, die schon mit Diät und Bewegung abgenommen haben, könnten von Tirzepatid profitieren, informierte Siebenand. Aber: Nach Absetzen des Medikaments ist der Effekt weg. Mit Spannung erwarte man die Ergebnisse der SURMOUNT-5-Studie, die ein direkter Vergleich mit dem GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid ist.

Anfängliche Magen-Darm-Beschwerden bessern sich meist im Lauf der Therapie, jedoch sollte man die Patienten gerade im Sommer über potenzielle Elektrolytverluste informieren, empfahl der Apotheker. Im Verbund mit Sulfonylharnstoffen und Insulin müsse man auf Hypoglykämien achten.

Als einen besonderen Januskinase-(JAK-)Inhibitor stellte Siebenand das peroral bioverfügbare Deucravacitinib (Sotyktu®) vor, das bei (mittel)schwerer Plaque-Psoriasis eingesetzt wird. Es greift wie andere Jakinibe in den JAK-STAT-Signalweg ein, allerdings inhibiert der Wirkstoff selektiv die Januskinase TYK-2, nicht JAK-1, -2 und -3, durch Angriff an der regulatorischen Domäne. »Es ist der erste allosterische JAK-Inhibitor und bietet eine Alternative für Patienten, für die die monoklonalen Antikörper nicht infrage kommen.«

»Die Anwendungsbeschränkungen der anderen JAK-Inhibitoren gelten für Deucravacitinib derzeit nicht«, berichtete Siebenand. Bislang seien keine relevanten Risikosignale bekannt – allerdings müsse man Langzeitdaten abwarten und das Sicherheitsprofil weiter im Blick behalten.

Mehrere First-in-Class-Wirkstoffe

Ein erster Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse ist Lasmiditan (Rayvow®), das erste »Ditan« zur Akuttherapie von Migräneattacken mit und ohne Aura. Es wirkt als selektiver Agonist am 5-HT1F-Rezeptor und gleicht serotonerge Dysbalancen aus, verursacht aber keine Vasokonstriktion wie die Triptane. Der Patient startet initial mit 100 mg, möglichst mit einer fettreichen Mahlzeiten – sofern er diese im Migräneanfall essen kann. Nach 2 bis 24 Stunden kann die Gabe wiederholt werden. Sehr wichtig in der Beratung: Der Patient darf acht Stunden nach der Einnahme nicht Auto fahren. »Das ist ein großer Nachteil im Vergleich zu den Triptanen.« Zu beachten sei eine zusätzliche sedierende Wirkung bei Einnahme anderer Medikamente, etwa opioide Analgetika oder auch H1-Antihistaminika.

First in Class ist auch der Lipidsenker Evinacumab (Evkeeza®). Der gegen das Protein ANGPTL3 gerichtete Antikörper hat ein komplett neues und vom LDL-Cholesterol-Rezeptor unabhängiges Wirkprinzip. Aktuell ist Evinacumab nur bei der seltenen Lipidstoffwechselstörung homozygote familiäre Hypercholesterolämie zugelassen. Denkbar wären auch größere Indikationen wie Hypertriglyceridämie oder therapierefraktäre Hypercholesterolämie.

Ein weiterer hoch innovativer Wirkstoff ist Mavacamten (Camzyos®), das bei der hypertrophen obstruktiven Kardiomyopathie zugelassen ist. War die bisherige Therapie rein symptomatisch ausgerichtet, so handelt es sich hier um den ersten selektiven kardialen Myosin-Inhibitor, der ursächlich auf die Pathomechanismen abzielt. Er verhindert die Bildung von Myosin-Aktin-Kreuzbrücken und normalisiert Kontraktilität und Energiehaushalt des Herzmuskels. Die Studienergebnisse sind laut Siebenand so überzeugend, dass Mavacamten zu den innovativsten Substanzen des Jahrgangs zähle und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) »eine sehr, sehr gute Nutzenbewertung« veröffentlicht hat. Mit Avicamtem werde es demnächst möglicherweise bereits einen zweiten Myosin-Inhibitor geben.

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