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PZ Nachgefragt

Die Apotheker und das kühle Blonde

Eine Fußball-Europameisterschaft ohne Bier ist kaum vorstellbar. Aber was hat Bier mit Arzneimitteln und Apothekern zu tun? Der »seltsamen Personalunion von Brauer und Apotheker« ist die Pharmazeutin Dr. Sara Ruppen in ihrer Dissertation auf der Spur. Die PZ sprach mit ihr über betrunkene Blutegel, Diät- und Gesundheitsbiere auf Rezept.
AutorSven Siebenand
Datum 02.07.2021  18:00 Uhr

Wie wurden Biere medizinisch eingesetzt?

PZ: Welche medizinische Verwendung gab es für Biere?

Ruppen: Es gab Biere gegen Skorbut, als Magenstärkungsmittel, gegen Verstopfung, Epilepsie, zur Behandlung von Wurmerkrankungen, »Melancholie«, bei Ödemen, gegen Gelbsucht, juckende Hauterkrankungen und viele weitere Indikationen.

PZ: Es findet sich sogar etwas zu Bieren als Mittel gegen Trunksucht in Ihrer Arbeit. Waren das alkoholfreie Biere?

Ruppen: Nein, man versuchte sozusagen den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Im 18. und 19. Jahrhundert war die Alkoholsucht in der Arbeiterbevölkerung ein großes Problem, am meisten konsumiert wurde Branntwein. Von einigen Seiten – auch von Ärzten – wurde empfohlen, den Wunsch der Menschen nach Alkohol mit Bier statt mit Branntwein zu sättigen, da es weniger schädlich sei.

PZ: Was hat es mit dem »Bier als Diätetikum« auf sich? Gab es Bier auf Rezept?

Ruppen: Schon der griechische Arzt Galen betonte die Bedeutung der Diät zur Behandlung von Krankheiten, wobei dies damals auch Faktoren wie den Schlaf oder die Hygiene beinhaltete. Er berücksichtigte in seinem therapeutischen Ansatz immer zuerst die Diät, dann die Medikation und dann die Chirurgie. Auch heute ist uns klar, dass die Ernährung sehr wichtig ist für die Gesundheit. Und das Bier war und ist natürlich Bestandteil der Ernährung, früher noch mehr als heute. Zum Teil wurde sogar empfohlen, den Kindern Bier statt Wasser zu geben vor dem Hintergrund, dass Wasser oft nur in schlechter Qualität vorhanden war, das Bier hingegen durch den Alkohol sozusagen antimikrobiell behandelt wurde. Zudem enthielt es früher weniger Alkohol als heute.

Abgesehen davon gab es aber tatsächlich auch Bier auf Rezept, in meiner Arbeit finden sich zum Beispiel Rezepte für das Köstritzer Schwarzbier. Es wurde als Stärkungsmittel verschrieben.

PZ: Was sind die einprägsamsten »Funfacts« zu Bier und Apotheke, die Sie bei Ihren Recherchen gefunden haben?

Ruppen: Den Apothekern wurde empfohlen, ihre Blutegel in Bier einzulegen, um sie »sauglustiger« zu machen. Zudem kann man mit Bier Rizinusöl angenehmer einnehmen. Eine Kollegin hat es mit einer flüssigen Zubereitung von Omega-3-Fettsäuren versucht und es hat tatsächlich funktioniert.

PZ: Hand aufs Herz: Wie kamen Sie darauf, die pharmazeutische Geschichte des Bieres zu untersuchen? Bei einem Feierabendbier?

Ruppen: Nein, ich war bei der Verteidigung der Doktorarbeit von Tanja Lidy in Marburg anwesend. Sie forschte über Apotheker des 19. Jahrhunderts als Wegbereiter der modernen Weinkelterei. Da begann ich mich zu fragen, ob es zu Bier in der Pharmaziegeschichte schon Studien gibt. Überraschenderweise war dies kaum der Fall, zumindest im deutschsprachigen Raum, daher widmete ich mich dann dieser Arbeit. Tatsächlich trinke ich sehr gerne Bier, viel lieber als Wein. 

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