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EU-Kommission

Deutliche Preissenkung bei sechs Krebsmedikamenten

Kampf gegen Preiswucher: Nachdem die EU-Kommission den südafrikanischen Hersteller Aspen wiederholt wegen seiner Preispolitik bei Krebsmedikamenten angemahnt hatte, beugt sich dieser dem Druck und reduziert die Preise von sechs Onkologika in Europa um durchschnittlich 73 Prozent.
dpa
PZ
10.02.2021  16:30 Uhr

Sechs patentfreie Krebsmedikamente des Herstellers Aspen werden in Europa künftig um durchschnittlich 73 Prozent günstiger. Konkret habe sich das südafrikanische Unternehmen dazu verpflichtet, über die kommenden zehn Jahre nicht mehr als die reduzierten Preise zu fordern, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung der EU-Kommission.

«Aspens Zugeständnis wird europäischen Gesundheitssystemen Dutzende Millionen Euro sparen und sicherstellen, dass diese wichtigen Medikamente weiterhin verfügbar sind», sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Die EU-Kommission hatte bereits vor Monaten kritisiert, dass

Pharmaunternehmen zuweilen ihre beherrschende Stellung ausnutzten, um die Preise für ältere aber immer noch unentbehrliche Arzneimittel ohne triftigen Grund um mehrere hundert Prozent zu erhöhen. Betroffen waren etwa die Wirkstoffe Chlorambucil (Leukeran®), Melphalan (Alkeran®) und Mercaptopurin (Puri Nethol®). Diese Bedenken der Kommission bezüglich der Preisgestaltung der Medikamente seien nun ausgeräumt worden, sagte Vestager.

Reduzierte Preise für den gesamten EU-Wirtschaftsraum außer Italien

Die Kommission hatte bereits im Mai 2017 ein Prüfverfahren gegen Aspen eingeleitet. Damals ermittelten die Wettbewerbshüter, dass die Preise des Konzerns im Durchschnitt um fast 300 Prozent über den

relevanten Kosten lagen. Wie im vergangenen Juli bekannt wurde, hatte Aspen unter Druck der europäischen Wettbewerbshüter das nun angenommene Angebot unterbreitet. Dies sei bereits im Oktober 2019 geschehen, aber zunächst nicht veröffentlicht worden, hieß es damals.

Die Entscheidung gilt den Angaben zufolge für den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum zu dem neben den EU-Ländern auch Norwegen, Island und Lichtenstein zählen. Eine Ausnahme gebe es lediglich für Italien, wo bereits andere Regelungen getroffen worden seien.

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