Detektor erkennt Coronaviren in fünf Minuten in Innenräumen |
Theo Dingermann |
12.07.2023 15:00 Uhr |
Einen Virusdetektor, der SARS-CoV-2 aus der Raumluft sammelt und nachweist, haben Forschende aus St Louis entwickelt. / Foto: Washington University/Joseph Puthussery
Durch die Kombination jüngster Fortschritte in der Aerosol-Probennahme-Technologie und einer hochempfindlichen Biosensortechnik haben Forschende am Center for Aerosol Science and Engineering am Department of Energy, Environmental and Chemical Engineering der Washington University in St. Louis einen Echtzeitmonitor entwickelt, der alle SARS-CoV-2-Virusvarianten in einem Raum in etwa fünf Minuten erkennen kann. Diesen Prototyp eines Luftmonitors stellen Dr. Joseph V. Puthussery und Kollegen in einer aktuellen Publikation im Journal »Nature Communications« vor.
Die Forschenden integrierten dazu einen Biosensor in einen Luftkeimsammler, der auf Basis der Nasszyklon-Technologie arbeitet. Dabei dringt Luft mit sehr hoher Geschwindigkeit in das Probenahmegerät ein und vermischt sich zentrifugal mit der Flüssigkeit, die die Wände des Geräts auskleidet. Durch den sich so bildenden Oberflächenwirbel werden etwaig vorhandene Virusaerosole eingefangen und an einen ultrasensitiven Mikro-Immunelektroden-Biosensor weitergeleitet, der die Viren mithilfe von Nanokörpern nachweist.
Das Gerät arbeitet erstaunlich sensitiv und akkurat. So belegen Laborexperimente eine Empfindlichkeit von 77 bis 83 Prozent, wobei die Nachweisgrenze bei 7 bis 35 viralen RNA-Kopien/m3 Luft liegt.
Das kostengünstige Gerät könnte in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen, Schulen und öffentlichen Orten zum Nachweis von SARS-CoV-2 und möglicherweise zur Überwachung auf andere Atemwegsvirus-Aerosole wie Influenza und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) eingesetzt werden.
Für den spezifischen Nachweis der in Aerosolen vorhandenen SARS-CoV-2-Partikel verwendeten die Forschenden Lama-Nanobodies. Diese Antikörper von Lamas besitzen keine leichten Ketten und binden daher an das Antigen nur mit der schweren Kette. In dem Echtzeitmonitor sind diese Nanobodies kovalent an einen Mikro-Immun-Elektroden-Biosensor (MIE) gebunden.
Der hier eingesetzte Sensor wurde von einem elektrochemischen Biosensor übernommen, der ursprünglich zum Nachweis von β-Amyloid bei der Alzheimer-Krankheit entwickelt wurde. Durch Austausch des Antikörpers wird nun statt des Amyloids SARS-CoV-2 innerhalb von 30 Sekunden nachgewiesen.
»Der auf Nanokörpern basierende elektrochemische Ansatz ermöglicht den schnelleren Nachweis des Virus, da kein Reagenz oder viele Verarbeitungsschritte erforderlich sind«, sagte Professorin Dr. Carla M. Yuede, eine der Seniorautorinnen vom Department of Psychiatry der Washington University School of Medicine in St. Louis in einer Mitteilung. »SARS-CoV-2 bindet an die Nanokörper auf der Oberfläche, und wir können mithilfe einer Technik namens Differential-Puls-Voltammetrie die Oxidation von Tyrosinen auf der Oberfläche des Virus induzieren, um eine Messung der Virusmenge in der Probe zu erhalten.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.