Der Frosch im Hals |
Halskratzen und Halsschmerzen markieren meist den Beginn eines grippalen Infekts. Heiserkeit, die länger als drei Wochen andauert oder immer mal wiederkehrt, ist vom HNO-Arzt oder Facharzt für Phoniatrie abzuklären. / Foto: Adobe Stock/nenetus
Eine akute Entzündung des Kehlkopfes, zumeist durch virale Infektionen der oberen Atemwege ausgelöst, ist die häufigste Ursache für die Misstöne aus dem Mund. Die Kehlkopfschleimhaut ist entzündet, die Stimmlippen sind gerötet und schwellen an. Deren natürliche Schwingung ist beeinträchtigt. Die Erkrankten sind dann nicht nur heiser, sondern klagen gleichzeitig über Halsschmerzen, Schnupfen oder Husten. Achtung bei Kleinkindern: Entzündet sich bei ihnen im Verlauf des Infektes der Kehlkopf, kann sich ein Krupp entwickeln. Dabei schwillt die Schleimhaut direkt unter den Stimmbändern an, Folgen sind der typisch bellend-pfeifende Husten.
In der Offizin gilt es, die Beschwerden genau zu hinterfragen. Der Apotheker muss abschätzen, ob es sich um eine viral bedingte Pharyngitis, Laryngitis oder um eine bakterielle Tonsillitis handelt. Wie lange bestehen die Beschwerden? Sind die Lymphknoten geschwollen? Sind weiße, stippenartige Beläge auf den Rachenmandeln zu erkennen? Das sind Anzeichen einer bakteriellen Infektion wie etwa eine Streptokokken-Angina oder Scharlach; der Patient ist an den Arzt zu verweisen. Gleiches gilt für Kinder unter sechs Jahren, Schwangere und Stillende.
Häufig stecken hinter Heiserkeit auch funktionelle Störungen ohne anatomische Veränderungen der Stimmlippen wie bei Vielrednern. So muten manche Menschen ihrer Stimme von Berufs wegen viel zu: Sänger, Lehrer oder Mitarbeiter von Callcentern erkranken überdurchschnittlich oft an Kehlkopfentzündungen, weil sie ihre Stimme überlasten oder sie falsch gebrauchen. Zum Sprechen wenden sie zu viel Kraft auf, die Stimmlippen schlagen dann heftig aufeinander. Durch den starken Reiz schwellen sie an und können nicht mehr gut schwingen.
Besser, er ist wieder weg, der Frosch im Hals. / Foto: Adobe Stock/Linleo
Heiserkeit, die länger als drei Wochen anhält oder die immer mal wiederkehrt, muss vom HNO-Arzt oder einem Facharzt für Phoniatrie abgeklärt werden. Dieser ist sofort um Rat zu fragen, wenn die Stimmstörung mit Schmerzen, Atemnot und Schluckbeschwerden einhergeht. Neben Entzündungen können auch andere Faktoren die Stimme beeinträchtigen, so etwa verschiedene anatomische Veränderungen der Stimmlippen oder Tumoren des Kehlkopfes. Auch allergische Reaktionen oder der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre können die Auslöser sein. Daneben können psychische Faktoren wie Unsicherheit, Nervosität oder Angst die Stimme versagen lassen. Auch nicht zu vergessen: Die Patienten nach regelmäßig einzunehmenden Arzneimitteln fragen. Besonders Glucocorticoide, die beispielsweise Asthmatiker und COPD-Patienten inhalieren müssen, können sich im Kehlkopfbereich ablagern und die Stimme beeinträchtigen.
Die wichtigste Maßnahme bei Heiserkeit im Rahmen eines Infekts ist die Befeuchtung der betroffenen Region und vor allem die Schonung der Stimme. Flüstern sollten die Betroffenen dabei möglichst nicht. »Flüstern ist eine unnatürliche Art, die Stimme zu gebrauchen. Dabei werden die Stimmlippen so angespannt, dass sie vorne geschlossen und hinten offen sind. Wer das über längere Zeit praktiziert, hat hinterher Schwierigkeiten, wieder normal zu sprechen, denn es behindert die Stimmbänder in ihrer Funktion«, informiert der Berufsverband der HNO-Ärzte.
Für die Selbstmedikation eignen sich schleimstoffhaltige Pflanzenextrakte. Dabei haben sich besonders Eibisch (wie Phytohustil®), Spitzwegerich (wie Plantago® Hustensaft, Eucabal® Hustensaft), Primelwurzel (wie Ipalat® Halspastillen) oder Isländisch Moos (Isla Moos®) bewährt. In Form von Lutschtabletten und Bronchialpastillen sowie Saft und Sirup regen sie den Speichelfluss an, befeuchten die Schleimhäute und wirken mucilaginös. Ihr hoher Gehalt an Polysacchariden macht die Arznei sehr hydrophil und bildet bei Kontakt mit Speichel viskose Lösungen, die sich als schützender Film auf die Schleimhäute im Mund- und Rachenraum legen. So werden inflammatorisch geschädigte Epithelzellen hydratisiert und abgeschirmt.
Dabei würde ihm der Sirup guttun: Extrakte aus Eibisch und Spitzwegerich beruhigen gereizte Kehlen. / Foto: Adobe Stock/photophonie
Eine befeuchtende Wirkung versprechen auch Halstabletten mit Hyaluronsäure (wie Isla® med akut, GeloRevoice®), die für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene zugelassen sind. Sie wirken über die Bildung eines Hydrogel-Komplexes. Das Hydrogel entsteht beim Lutschen der Tabletten durch den vermehrten Speichel und besteht neben der Hyaluronsäure aus den Gelbildnern Carbomer und Xanthan. Der Hydrogel-Komplex legt sich als schützender Film für eine gewisse Zeit über die angegriffenen Schleimhäute, beugt so weiteren Reizungen vor und fördert die Wundheilung. Wer die Präparate in die Wangentasche legt, erhöht die Einwirkzeit.
Abschwellend auf Schleimhaut und Stimmbänder wirken salzhaltige Präparate zum Lutschen und Gurgeln (wie Emser® Pastillen, -Salz), genauso wie Inhalationen in Form von Dampfbädern mit Salbei- oder Kamilleextrakten (wie Salviathymol®, Kamillosan®). Dexpanthenol-Lutschtabletten (Panthenol®-Tabletten) tragen zur Regeneration der angegriffenen Schleimhaut bei. Rauchverzicht und ausreichend Luftfeuchtigkeit sind in Räumen selbstverständlich.
Ist es eher ein Schmerz, der beim Schlucken hinderlich ist, und nicht so sehr die Heiserkeit, dann empfehlen sich für kurze Zeit Lokalanästhetika wie Ambroxol (wie Mucoangin®), Lidocain (wie Trachilid® Halsschmerztabletten, Lemocin® Lutschtabletten) und Benzocain (wie Dolo-Dobendan® Lutschtabletten, Anaesthesin®-Pastillen). Die Wirkdauer der Lokalanästhetika ist beschränkt, sodass etwa alle drei Stunden erneut eine Lutschtablette eingenommen werden sollte. Die Tageshöchstdosis beträgt meist sechs Stück.
Hat der Patient dauerhafte Halsschmerzen und sind die Schluckbeschwerden stärker geworden, ist gegen den Einsatz eines nicht steroidalen Antirheumatikums (NSAR) nichts einzuwenden. Das derzeit einzige NSAR, das in Deutschland für die topische Anwendung bei Halsschmerzen in Form einer Lutschtablette oder als Spray für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren zugelassen ist, ist Flurbiprofen (Dobendan® Direkt). Freilich sind prinzipiell auch andere Substanzen wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol geeignet. Doch durch die perorale Einnahme dauert es eine Weile, bis sie ihre volle Wirkung entfalten. Durch die topische Gabe von Flurbiprofen werden dagegen Schmerz und Entzündung sofort angegangen. Und das NSAR kann deutlich niedriger dosiert werden.
Aufgrund vermehrt aufgetretener Hypersensitivitätsreaktionen empfiehlt die Arzneimittelkommission der Apotheker, vor der Abgabe Flurbiprofen-haltiger Rachentherapeutika auf mögliche Überempfindlichkeitsreaktionen hinzuweisen und bei bekannten Unverträglichkeiten gegenüber NSAR keine Halsschmerztabletten und -sprays mit Flurbiprofen abzugeben. Auch bei älteren Patienten sowie Patienten mit Allergien beziehungsweise allergischem Asthma sei »Vorsicht geboten«.