Das Stichrisiko reduzieren |
In diesem Jahr sind Camping-Urlaube zuhause beliebt. Dabei kann man auf den Gemeinen Holzbock, aber auch auf andere Zeckenarten stoßen. / Foto: Adobe Stock/cherryandbees
In diesem Jahr fallen Tropenreisen coronabedingt aus. Viele Deutsche verbringen ihren Urlaub in Deutschland etwa beim Camping oder bei Wanderausflügen. Aber auch hierzulande gibt es Blutsauger, die Krankheitserreger übertragen können: Ein Beispiel ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), der etwa die Erreger der Borreliose und der Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) übertragen kann. Während Borreliose praktisch bundesweit vorkommt, sind für FSME spezielle Risikogebiete ausgewiesen. Für Borreliose besteht keine bundeseinheitliche Meldepflicht. FSME-Risikogebiete finden sich vor allem in den südlicheren Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg, doch seit diesem Jahr ist auch das Emsland im Norden der Republik dabei. Deswegen ist ein effektiver Schutz vor Ektoparasiten auch in Deutschland nötig.
Ein angemessenes Verhalten und Vorsichtsmaßnahmen sind die wichtigsten Möglichkeiten, um der Übertragung von Krankheitserregern von der Zecke auf den Menschen vorzubeugen. Wer Zecken aus dem Weg gehen möchte, sollte vor allem hohe Gräser, Sträucher und das Unterholz meiden; vor allem in und an Laubwäldern sowie in Gewässernähe. Zecken bevorzugen Höhen von Bodennähe bis zu 1,5 m darüber. Wer die Hosenbeine in die Socken steckt, erschwert es den Spinnentieren, unter die Hosenbeine und auf die Haut zu gelangen. Für Kinder kann auch eine Kopfbedeckung Schutz bieten.
Repellenzien mit Wirksamkeit gegen Zecken wie Diethylethanoltoluamid (DEET, unter anderem in Anti Brumm® forte), Icaridin (unter anderem in Autan®) oder Ethylbutylacetylaminoproprionat (EBAAP, IR3535®, unter anderem in Exopic®), können laut Leitlinie »Kutane Lyme-Borreliose« zusätzlich zu den Schutzmaßnahmen angewendet werden. Sie überdecken Körpergerüche, die den Zecken das Nahen eines möglichen Wirtes signalisieren. Zu beachten ist ihre Wirkdauer von maximal vier Stunden. DEET sollte nicht bei Schwangeren und bei Kindern unter drei Jahren angewendet werden, Icaridin und Citriodiol (aus dem Extrakt des Zitroneneukalyptus, unter anderem in Autan® botanicals) nicht bei Kindern unter zwei Jahren. DEET und EBAAP können zudem Kunststoffe und einige Kunstfasern angreifen, was bei der Anwendung auf Kleidung berücksichtigt werden muss. EBAAP gilt als besser verträglich und kann bereits bei Kindern ab einem Jahr angewendet werden. Natürliche ätherische Öle gelten als weniger stark und kürzer wirksam.
Der Gemeine Holzbock ist eine häufig vorkommende Zeckenart in Deutschland. / Foto: Fotolia/Michael Tieck
Zecken stechen nicht sofort, und sie stechen schmerzlos. Sie suchen sich zunächst einen bevorzugt verborgenen Ort mit idealerweise guter Durchblutung und geringer Hautdichte für ihre Blutmahlzeit, die sich mitunter über Stunden und Tage hinziehen kann. Während FSME-Erreger bereits nach kurzer Zeit übertragen werden können, dauert es bei Borrelien meist ein bis zwei Tage. Daher sollte man sich nach einem Aufenthalt in Wald, Garten oder Freischwimmbad nach Zecken absuchen und diese rasch entfernen. Hierzu eignen sich Zeckenkarten- und Zangen sowie spitze Pinzetten. Bei Kindern sollte auch der Kopf und die Bereiche hinter den Ohren auf Zecken untersucht werden.
Berichten Apothekenkunden von abweichenden Gewohnheiten bei von ihnen beobachteten Zecken, kann dies auf exotische Zeckenarten hindeuten. Während etwa der Gemeine Holzbock auf Beute lauert und dabei weder läuft noch springt, handelt es sich bei der Auwaldzecke um eine lauffreudige Art. Diese kann Babesien übertragen, die für Hunde (Hundemalaria) gefährlich werden können. Menschen sticht sie eher selten. Groß und ebenfalls lauffreudig sind Hyalomma-Zecken. Sie fallen außerdem durch ihre gestreiften Beine auf. Durch Zugvögel sind sie von in den Trocken- und Halbtrocken-Gebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas auch nach Deutschland gelangt. Sie können unter anderem das Krim-Kongo-Virus übertragen. Die Ausbreitung exotischer Zeckenarten erforscht unter anderem die Universität Hohenheim.