Das sind die Portal-Pläne des DAV |
Benjamin Rohrer |
02.12.2020 18:00 Uhr |
Der Deutsche Apothekerverband will mit einem neuartigen Apotheken-Portal das Rennen um die Zukunft der digitalen Arzneimittelversorgung gewinnen. / Foto: imago images/Future Image
Als die Diskussionen rund um die flächendeckende Einführung des E-Rezepts vor einigen Jahren konkreter wurden, steckte die Standesvertretung der Apotheker schnell ihre Ziele ab: Fortan lobbyierte sie dafür, dass die Apotheker mit dem Aufbau des nationalen E-Rezept-Fachdienstes vom Gesetzgeber beliehen werden. Die zwei Modellprojekte der Apotheker in Berlin und Baden-Württemberg sollten einerseits zeigen, dass die Apotheker etwas von der E-Rezept-Abwicklung verstehen und andererseits auf kleiner, regionaler Ebene die technischen Grundstrukturen erproben, die dann später bundesweit zum Einsatz kommen sollten. Dieses bundesweite Großprojekt der Apotheker war die DAV-Web-App – eine Smartphone-Anwendung für Patienten, in der diese ihre E-Rezepte werbe- und diskriminierungsfrei abwickeln können sollten.
Doch der Plan ging nicht auf: Der Gesetzgeber hat inzwischen die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) kontrollierte Gematik damit beauftragt, die mobile Anwendung zur E-Rezept-Abwicklung zu bauen. Noch gibt es die E-Rezept-Infrastruktur nicht. Bleibt es bei dieser Sachlage, müssten sich die Apotheker, wie alle anderen Anbieter (Doc Morris, Apora, Zukunftspakt) an diese neuen Spielregeln halten: Sie könnten die E-Rezepte zwar direkt über die Gematik-Infrastruktur entgegennehmen. Wenn sie die Verordnungen aber in ihrer eigenen digitalen »Welt« haben wollen, müssten sie die Patienten dazu motivieren, die E-Rezepte weiterzuleiten – über die »Teilen«-Funktion. Offen ist allerdings noch, wie das BMG diese Rezept-Weiterleitung konkret per Verordnung ausgestaltet.
Trotz dieser noch offenen Fragen hat der Apothekenmarkt reagiert – und investiert. Zusammenschlüsse wie der »Zukunftspakt Apotheke« oder »Pro AvO« aber auch Doc Morris arbeiten derzeit allesamt an eigenen Plattform-Technologien. Das Ziel ist es, den Patienten im Vergleich zur Gematik-App einen Mehrwert zu geben, also zusätzliche Dienstleistungen anzubieten, die über die pure Rezeptabwicklung hinausgehen. Nach Informationen der PZ hat nun auch der DAV den Startschuss für ein solches Plattform-Projekt gegeben. Im Gegensatz zu den meisten anderen Plattform-Konzepten soll das DAV-Konzept nicht ausschließlich patientenzentriert funktionieren, vielmehr soll es auch für die Apotheker einen echten Mehrwert bieten. Diesen Mehrwert für die Apotheker will der DAV über ein eigens für die Pharmazeuten geschaffenes Portal generieren, das allerdings eng mit einem ebenfalls neuen Patientenportal der Apothekerschaft verbunden ist.
Zumindest die Grundpfeiler dieses Apothekenportals haben die IT-Experten des DAV wohl auch schon fertig gebaut. Am heutigen Mittwoch ist die Homepage »mein-apothekenportal.de« online gegangen – zunächst allerdings nur mit einem Countdown. Mitte Dezember soll das Portal dann für alle Apothekeninhaber in Deutschland freigeschaltet werden. Die Inhaber sollen bis dahin über ihre jeweiligen Landesverbände einen Brief erhalten, in dem die Zugangsdaten für das Portal enthalten sind. Das Patientenportal hingegen befindet sich dem Vernehmen nach derzeit noch im Aufbau. Bis zum 30. Juni 2021 muss die Gematik ihre Anwendungsstruktur für das E-Rezept für Patienten freischalten – vorstellbar wäre, dass auch der DAV bis dahin sein Patientenportal freischaltet.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.