»Das ist ein Zeichen für die europäischen Apothekenmärkte« |
Im PZ-Interview erklärt Gedisa-Chef Sören Friedrich, was die Apotheken von den neuen Kooperationen mit »gesund.de« und »ihreapotheken.de« zu erwarten haben. / Foto: PZ/André Wagenzik
Die IT-Tochter von 16 Landesapothekerverbänden Gedisa, die das Verbändeportal kontrolliert, hat am vergangenen Montag angekündigt, dass das Unternehmen mit den beiden Apothekenportalen »gesund.de« und »ihreapotheken.de« künftig kooperieren will. Noch ist nicht viel geschehen – alle Beteiligten haben bislang nur eine gemeinsame Willenserklärung unterschrieben. Doch alleine diese Erklärung ist bedeutend für den Apothekenmarkt: Schließlich stehen hinter den Plattformen die größten Konzerne des Marktes, die in vielen Bereichen konkurrieren.
Im Interview mit der PZ erklärt Gedisa-Chef Sören Friedrich, warum die Kooperation jetzt schon ein wichtiges Zeichen für alle Märkte in Europa ist und was die Apotheken nun zu erwarten haben.
PZ: Herr Friedrich, die Gedisa ist nun ein Jahr alt. Wie schauen Sie auf dieses Jahr?
Friedrich: Sie wissen ja, die Gedisa wurde vor knapp einem Jahr, im November letzten Jahres, von 16 Landesapothekerverbänden und -vereinen als 100-Prozent-IT-Tochterunternehmen eigens dafür gegründet, innovative digitale Anwendungen für die Apotheken und ihre Kundinnen und Kunden zu entwickeln und die Wettbewerbsfähigkeit der Vor-Ort-Apotheken im digitalen Zeitalter zu sichern und zu stärken.
Und mit der Übernahme der beiden Portale »mein-apothekenportal.de« und »mein-apothekenmanager.de« zum 1. Juli dieses Jahres kamen weitere entscheidende Aufgaben auf unser kleines Team von derzeit fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu. Die Gedisa arbeitet seitdem mit ihren Entwicklerteams und Kooperationspartnern intensiv daran, die derzeitige Hochsicherheitsinfrastruktur für das Apothekenportal nach neuesten Standards auszubauen sowie Performance, Stabilität und Service weiter zu verbessern. Priorität hat hierbei vor allem der sichere Zugang zu den Anwendungen im Apothekenportal »mein-apothekenportal.de«, die teilweise in der Telematikinfrastruktur betrieben werden sowie die DSGVO-konforme Speicherung von personenbezogenen Daten. Und last but not least arbeiten wir intensiv an der Entwicklung weiterer Anwendungen für die Apothekerinnen und Apotheker.
PZ: Wie kam es zu den neuen Kooperationen?
Friedrich: Zunächst einmal sind diese künftigen Kooperationen ein deutliches Zeichen dafür, dass es uns als junges Start-up-Unternehmen gelungen ist, uns innerhalb kürzester Zeit am Markt als professioneller Anbieter zu etablieren. Mit den rund 18.000 Betriebsstätten und ca. 63.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in unserem Apothekenportal »mein-apothekenportal.de« gelistet sind, sind wir natürlich ein interessanter Ansprechpartner für eine infrastrukturelle Kooperation. Diese Kombination aus Grundstruktur und Nutzer ist einzigartig in Deutschland. Und das haben andere Anbieter ebenfalls erkannt.
Die unterzeichneten Kooperationsvereinbarungen mit »IhreApotheken.de« und »gesund.de« sind für unser junges Unternehmen wichtige Meilensteine, um unser Apothekenportal »mein-apothekenportal.de« als feste Größe in der digitalen Apothekenlandschaft zu verankern und den Apotheken ein Angebot aus einer Hand zu unterbreiten. Zudem sehe ich darin auch ein deutliches Zeichen für den europäischen Markt – nur gemeinsam sind wir für die öffentlichen Apotheken stark. Die künftige Zusammenarbeit hebt für alle Beteiligten Synergien, deren Ergebnisse letztlich unseren Vor-Ort-Apotheken zugute kommen werden.
PZ: Wie soll denn die Zusammenarbeit in Zukunft aussehen und was erwarten Sie sich davon?
Friedrich: Zunächst müssen wir erst einmal feststellen, dass wir zunächst eine gemeinsame Willenserklärung unterzeichnet haben. Wir setzen damit ein deutliches Zeichen, dass die Apothekerschaft gemeinsam in der Lage ist, den großen, insbesondere den europäischen Anbietern im Apothekenbereich, etwas entgegenzusetzen. Jetzt kommt es darauf an, die Art und Weise sowie die Inhalte und Ziele der künftigen Zusammenarbeit im Einzelnen zu definieren und vertraglich zu regeln.
Ziel der Zusammenarbeit ist es, den administrativen Aufwand der Apothekerinnen und Apotheker bei der Nutzung der Portale zu minimieren und Arbeitsprozesse für die Apotheken zu optimieren. Zudem bietet sich den Apotheken die Chance, Ihr digitales Angebot zu schärfen und sichtbarer zu machen sowie die damit verbundenen Prozesse in den Apothekenalltag zu integrieren.
PZ: Können Sie schon konkrete Vereinfachungen für die Apotheken nennen, die sich durch die Kooperationen ergeben?
Friedrich: In Zukunft können mit nur einer Anmeldung alle Angebote genutzt werden oder auch Kommunikationskanäle auf einen einheitlichen Technologiestandard gebracht werden. Hier wird der Kommunikationsdienst der Gedisa auf dem TIM-Standard der gematik eine wichtige Rolle spielen.
Gleiches gilt für die Botendiensteinstellungen oder die Bezahlfunktion. Letztlich ist es unsere Aufgabe, Mehrwert für die Apotheken und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen. Die Kooperation ist aus unserer Sicht ein weiterer, konsequenter Baustein auf dem Weg zu einer schlagkräftigen, apothekerbestimmten digitalen Infrastruktur unserer Vor-Ort-Apotheken, um sie im Wettbewerb mit anderen Anbietern zu stärken.