Da geht noch was |
Isabel Weinert |
19.05.2022 09:00 Uhr |
Um regelmäßig in Bewegung zu bleiben, bieten sich auch Herzsport- beziehungsweise Koronarsportgruppen an. Patienten, die eine akute Behandlung hinter sich haben, bekommen diese Rehabilitationsmaßnahme vom Arzt über ein bis zwei Jahre oder auch länger verordnet. Sie dient dazu, körperliche Fähigkeiten wiederherzustellen oder zu verbessern. Aber auch Menschen mit einer bereits länger bestehenden Herzerkrankung können sich jederzeit einer entsprechenden Gruppe anschließen. Viele Sportvereine, aber auch Rehabilitationszentren und andere Einrichtungen wie Volkshochschulen, Fördervereine oder Diakonien bieten Herzsport an.
Das Ziel in diesen Gruppen liegt darin, den Patienten zu zeigen, dass übermäßige Schonung in den meisten Fällen nicht notwendig, sondern eher kontraproduktiv ist. Darüber hinaus findet man gemeinsam heraus, wie groß die eigene Leistungsfähigkeit ist. Das hilft, sich im Alltag gut einschätzen zu können und nach der Krankheit wieder in den Beruf zu starten.
In den Herzsportgruppen geht es auch um die psychische Seite der Teilnehmer. Nach einer akuten Herzerkrankung, wie etwa einem Herzinfarkt als traumatischem Ereignis, entwickeln viele der Betroffenen über eine Dauer von ein bis circa vier Monaten nach Entlassung aus dem Krankenhaus depressive Symptome. Durch den Sport Selbstwirksamkeit festzustellen und auch die Bewegung an sich sowie der Kontakt mit den anderen Mitgliedern der Gruppe, können helfen, die Depression zu lindern.
Eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus kann eine Myokarditis verursachen, eine Herzmuskelentzündung. Viele Betroffene spüren sie nicht, etliche zeigen jedoch Symptome wie rasche Erschöpfung, Atemnot bei körperlicher Anstrengung und Herzstolpern. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Herzens zeigt schnell an, ob das Organ entzündet ist. Denn dann kontrahiert es sich nicht mehr in gewohntem Umfang, die Wandbewegungen verlaufen nicht mehr regelhaft oder es zeigt sich Flüssigkeit im Herzbeutel. Darüber hinaus gibt das MRT Auskunft über das Ausmaß der Entzündung.
Sport nach einer Myokarditis sollte für drei bis sechs Monate tabu sein, sonst kann das Herz schwereren Schaden nehmen. Und auch, wenn das Herz unbeeinträchtigt geblieben ist, sollte man nach einer Covid-19-Erkrankung einige Zeit kürzer treten in Sachen körperlicher Anstrengung. Dieses Vorgehen kann womöglich auch vor Long Covid schützen.
Wer nach einer Covid-19-Infektion ohne bekannte Herzbeteiligung wieder mit Sport beginnen möchte, sollte auch nach einem milden Verlauf mindestens zwei Wochen abwarten und dann zunächst mit geringer Anstrengung starten. Dabei gilt es, auf seinen Körper zu hören. Fühlt man sich etwa leicht schwindelig, pocht das Herz hart oder spürt man einen Druck auf dem Brustkorb, dann ist ein Arztbesuch dringend notwendig.