Covid-Impfstofflieferung sollte Regelversorgung werden |
Christina Hohmann-Jeddi |
11.06.2021 14:30 Uhr |
Apotheken liefern derzeit jede Woche Coronavirus-Impfstoffe an Arztpraxen. Diese Leistung sollte zur Regelversorgung gehören, fordert Ronald Schreiber, Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen. / Foto: Paul Kane/Getty Images
Ein wichtiges Thema in den Apotheken ist derzeit die Bestellung und Verteilung der Coronavirus-Impfstoffe an die Arztpraxen. »Ich würde mir hier wünschen, dass wir irgendwann zur Regelversorgung übergehen«, sagte der thüringische Kammerpräsident Ronald Schreiber bei der Kammerversammlung am 9. Juni in Erfurt, der ersten Präsenzveranstaltung seit mehr als einem Jahr.
Das bedeute, dass die Apotheken Impfstoffe bestellen und Arztpraxen nach Bedarf beliefern könnten, »sodass wir von den wöchentlichen Szenarien des Telefonierens mit den einzelnen Arztpraxen und Bestellens für jede Praxis einzeln und dem Unterscheiden nach Erst- und Zweitimpfung wegkommen«. Dieses Prozedere binde in der Apotheke so viel Arbeitskraft, dass die Vergütung nicht angemessen sei. Die Vergütung richte sich aus an dem Honorar für eine Fertigarzneimittel-Abgabe, aber der benötigte Aufwand für die Verteilung der Covid-19-Impfstoffe sei deutlich höher. Um zur Regelversorgung überzugehen, seien aber größere Impfstoffmengen und ein anderes Verteilsystem notwendig, so Schreiber.
Apotheken sind wichtiger Bestandteil der Teststrategie, betonte Ronald Schreiber, Kammerpräsident in Thüringen. / Foto: THAV
Der Kammerpräsident zeigte sich in seiner Rede enttäuscht, dass die Landesregierung ein Angebot zur Verbesserung der Teststrategie in Thüringen, das der Thüringer Apothekerverband zusammen mit der Landesapothekerkammer, gemacht hatte, nicht angenommen wurde. Dadurch hätten frühzeitig die Zahl der Teststellen erhöht werden können. »Uns wurde mitgeteilt, dass für die Unterstützung der Apotheken in diesem Bereich keine finanziellen Mittel vorhanden seien.«
Gemeinsam mit der Ärzteschaft hätte die Apothekerschaft in Deutschland seit Dezember ein funktionierendes Testsystem mit PCR- und Schnelltests aufgebaut, noch bevor alle anderen Anbieter auf den Markt getreten seien, von denen einzelne jetzt durch Betrügereien aufgefallen seien. Apotheken-Testzentren arbeiteten seriös, dessen sei sich auch Gesundheitsminister Jens Spahn bewusst, betonte Schreiber. Dennoch würden jetzt durch die Änderung der Testverordnung und die Kürzung des Honorars pro Bürgertest auf 12,50 Euro »die Aufrechten wieder mitbestraft«. Inzwischen ginge auch die Zahl der Coronavirus-Tests aufgrund der niedrigen Inzidenzen ohnehin zurück, weshalb die Zahl der Testzentren wohl stark abnehmen werde.
Modellprojekte zum Impfen in Apotheken wird es in Thüringen in absehbarer Zeit nicht geben. »Ein entsprechender Beschluss aus dem Jahr 2019 gilt nach wie vor«, sagte Schreiber. Das Thema wurde allerdings in der Kammerversammlung neu diskutiert. Man wolle nun die Ergebnisse aus den Modellprojekten anderer Länder abwarten und eventuell in Sondierungsgespräche mit der Ärzteschaft einsteigen, berichtete Schreiber. An Konfrontation mit dieser sei die LAKT nicht interessiert.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.