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Biologika-Therapie

Covid-19-Impfung individuell planen

Weder eine Psoriasis oder Neurodermitis noch eine immunmodulierende Therapie sind Kontraindikationen gegen eine Impfung gegen SARS-CoV-2. Allerdings muss die Impfung in den Therapieplan individuell eingepasst werden.
Brigitte M. Gensthaler
15.04.2021  13:30 Uhr

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) empfiehlt die Impfung gegen SARS-CoV-2 auch bei Immunsupprimierten oder Patienten unter immunmodulierender Therapie. »Vor der Impfung muss der Ablauf aber individuell geplant werden«, erklärte DDG-Präsident Professor Dr. Tilo Biedermann, Technische Universität München, bei einer Pressekonferenz der Fachgesellschaft.

Zu den Biologika, die bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie Psoriasis eingesetzt werden, gehören TNF-α-Antagonisten sowie Interleukin-Inhibitoren, die sich gegen IL-17 und IL-23 richten. Ebenfalls ein Anti-Interleukin ist Dupilumab, das bei schwerer Neurodermitis eingesetzt wird. Bei dieser Indikation zeigte der IL-13-Antagonist Tralokinumab gute Erfolge in Phase-III-Studien, ist aber noch nicht zugelassen. Der Anti-IgE-Antikörper Omalizumab ist indiziert bei der chronisch spontanen Urtikaria.

Um eine möglichst geringe Unterdrückung der Immunreaktion zum Zeitpunkt einer Impfung sicherzustellen, wird für Patienten unter Biologika-Therapie empfohlen, eine Coronavirus-Impfung in die Mitte der Injektionsintervalle zu legen. Eventuell könne man das Intervall dafür ausdehnen, sagte Biedermann. Aus Erfahrung mit anderen Impfstoffen, beispielsweise gegen Pneumokokken und Tetanus, sei bekannt, dass das Immunsystem bei einem Großteil der Geimpften auch unter einer Biologika-Therapie schützende Antikörperspiegel entwickelt.

Biedermann warnte davor, eine indizierte und wirksame Biologika-Therapie vorschnell abzusetzen oder zu pausieren. Dies könne die chronisch-entzündliche Hautkrankheit verschlechtern und eventuell eine systemische Therapie mit Glucocorticoiden erforderlich machen, die das Immunsystem breiter unterdrücken. Im Pandemie-Jahr habe man gelernt, dass die meisten in der Dermatologie eingesetzten Biologika ohne wesentliche Probleme weiter verabreicht werden können.

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