Coronavirus greift die Leber an |
Christina Hohmann-Jeddi |
30.03.2022 16:00 Uhr |
Ein Hamburger Forscherteam konnte bei Autopsien von Covid-19-Patienten aktive Coronaviren aus Lebergewebe isolieren. / Foto: Fotolia/Sebstian Kaulitzki
Dass das Coronavirus neben der Lunge auch andere Organe angreift, wurde schon früh in der Pandemie gezeigt. Jetzt konnte ein Team um Dr. Nicola Wanner vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) SARS-CoV-2 in Leberzellen von Verstorbenen nachweisen. Das berichtet das Team im Fachjournal »Nature Metabolism«.
Schon in vorigen Untersuchungen war aufgefallen, dass ein Teil der Covid-19-Patienten erhöhte Leberwerte aufweist. Auch in der Hamburger Studie waren die Leberwerte bei fast 60 Prozent der 1200 untersuchten Covid-19-Patienten und -Patientinnen bei der Krankenhausaufnahme erhöht. Von 45 verstorbenen Patienten und Patientinnen untersuchte das Team das Lebergewebe. Bei 31 Verstorbenen (69 Prozent) konnte es das RNA-Virusgenom von SARS-CoV-2 in den Leberproben nachweisen. Bei einem Teil ließen sich auch aktive Viren aus den Leberzellen isolieren, berichtet das Team um Wanner.
Durch Transkriptom- und Proteom-Analysen zeigten die Forscher auch, dass im Lebergewebe Stoffwechselprogramme umgestellt und Entzündungsprogramme aktiviert wurden. So wurden zum Beispiel die Interferon-I- und -II-Antworten hochgefahren, was für Virusinfektionen charakteristisch ist. »Diese Ergebnisse unterstreichen erneut, wie vielfältig die potenziellen Schädigungsmechanismen bei Covid-19 sind«, erläutert Studienleiter Professor Dr. Tobias B. Huber in einer Mitteilung des UKE. »Es ist zu befürchten, dass wir in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vermehrt Covid-19 Folgeerkrankungen in Organen wie Leber und Nieren sehen werden.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.