| Cornelia Dölger |
| 22.12.2022 11:45 Uhr |
Das Problem hatte sich offenbar abgezeichnet. Wie das Portal Global Times bereits vor zwei Tagen berichtete, hatte Chinas Regulierungsbehörde für Medizinprodukte, die National Medical Products Administration (NMPA), zuvor angekündigt, bei steigendem Bedarf entsprechende Produktionskapazitäten freizugeben. Darüber habe das chinesische Staatfernsehen berichtet. Der Behörde zufolge sei die Rohstoffversorgung für Paracetamol und Ibuprofen ausreichend. Laut NMPA-Daten besitzen demnach 446 inländische Unternehmen Produktionslizenzen für die Herstellung von Ibuprofen, von denen 104 im Jahr 2021 in Betrieb gewesen seien; 986 Unternehmen dürfen demnach Paracetamol herstellen, wobei seit 2021 111 Unternehmen in Betrieb seien.
Der Bericht der Behörde habe weiterhin versucht, die Situation als relativ entspannt darzustellen, indem er auf die große Durchschlagskraft der Pharmahersteller verwies. So verfüge Shandong Xinhua Pharmaceutical Co., einer von zwei Ibuprofen-Herstellern in China, über eine Jahreskapazität von 8.000 Tonnen für Ibuprofen-Rohstoffe – was weit über dem Volumen der Inlandsnachfrage der vergangenen Jahre liege. Das Unternehmen Anqiu Lu'an Pharmaceutical Co. könne fast 30.000 Tonnen Paracetamol-Rohstoff produzieren, doppelt so viel wie die derzeitige Inlandsnachfrage, zitiert Global Times den Bericht.
Nach dem Ende der strengen Corona-Maßnahmen wies zudem der Epidemiologe und Gesundheitsökonom Eric Feigl-Ding laut dem Nachrichtenportal livemint.com darauf hin, dass das Land mit einem Mangel an grundlegenden Ibuprofen-Medikamenten konfrontiert sei. Die Menschen seien gezwungen, direkt zu den Fabriken des Herstellers zu gehen und in einer langen Schlange darauf zu warten. Feigl-Ding warnte davor, dass ein globaler Mangel die Folge sein könnte.
Der Branchenverband Pro Generika reagierte überrascht auf die Entwicklung aus China, zeigte sich aber nicht alarmiert. »Wir wissen derzeit nichts von amtlichen Exportstopps in China«, so eine Sprecherin auf PZ-Anfrage. »Doch selbst wenn es solche gibt, erwarten wir kurzfristig keine Einschränkung unserer Arzneimittelversorgung.« Denn die Produktion der beiden Wirkstoffe finde schwerpunktmäßig in anderen Weltregionen statt – vor allem in Indien und, was Ibuprofen angehe, auch in den USA. Nachfragen der PZ beim Bundesgesundheitsministerium sowie beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) blieben bislang unbeantwortet.
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