Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Medienberichte
-
China stoppt Export von Ibuprofen und Paracetamol

Die dramatische Situation bei der Arzneimittelversorgung könnte sich noch um einiges verschärfen, denn offenbar will China die Ausfuhr insbesondere von Paracetamol und Ibuprofen einstellen. Grund dafür seien die explodieren Coronazahlen in dem Land, schreibt ein französisches Nachrichtenportal. Experten zeigen sich aber nicht alarmiert.
AutorKontaktCornelia Dölger
Datum 22.12.2022  11:45 Uhr

Wie Franceinfo.fr am heutigen Donnerstag berichtet, haben die grassierenden Coronavirus-Infektionen in China dazu geführt, dass das Land vor einem akuten Mangel an Medikamenten mit Ibuprofen und Paracetamol steht. Seit demnach vor gut zwei Wochen die rigide »Null-Covid«-Politik gelockert wurde, schossen die Infektionsraten in die Höhe. In der Folge schnellte auch die Nachfrage nach den Präparaten hoch, was den normalen Produktionsbetrieb auf den Kopf stellte. Die Behörden hätten deshalb kurzfristig beschlossen, die Ausfuhr der wichtigen Medikamente einzustellen. Woher diese Informationen stammen, meldet Franceinfo allerdings nicht. Auch offizielle Bestätigungen gibt es bislang nicht.

Die Fabriken arbeiteten derzeit nicht größtenteils für den Export wie sonst üblich, sondern müssten zunächst die unvorhergesehene Nachfrage aus dem Inland befriedigen. Auf diese waren die chinesischen Behörden nicht vorbereitet, heißt es.  »Nach der Aufhebung der Gesundheitsbeschränkungen war die Nachfrage plötzlich sehr hoch«, zitiert die Zeitung den Werksleiter einer Fabrik in der Nähe von Peking. Die Mannschaft arbeite auf Hochtouren.

Um die Inlandsversorgung zu sichern, habe einer der wichtigsten staatlichen Pharmakonzerne, Sinopharm, mit der Mobilisierung aller seiner Tochtergesellschaften begonnen, heißt es weiter. Dutzende Speziallastwagen mit mehr als 100.000 Medikamentenkisten an Bord seien in die Hauptstadt geschickt worden. Auf der Website des Konzerns finden sich dazu allerdings keine Informationen. Und nicht nur das: Wie das Portal weiter berichtet, hat China darüber hinaus damit begonnen, die dringend benötigten Medikamente im Ausland einzukaufen – für den Eigenbedarf.

Behörde kündigte an, Kapazitäten freizugeben

Das Problem hatte sich offenbar abgezeichnet. Wie das Portal Global Times bereits vor zwei Tagen berichtete, hatte Chinas Regulierungsbehörde für Medizinprodukte, die National Medical Products Administration (NMPA), zuvor angekündigt, bei steigendem Bedarf entsprechende Produktionskapazitäten freizugeben. Darüber habe das chinesische Staatfernsehen berichtet. Der Behörde zufolge sei die Rohstoffversorgung für Paracetamol und Ibuprofen ausreichend. Laut NMPA-Daten besitzen demnach 446 inländische Unternehmen Produktionslizenzen für die Herstellung von Ibuprofen, von denen 104 im Jahr 2021 in Betrieb gewesen seien; 986 Unternehmen dürfen demnach Paracetamol herstellen, wobei seit 2021 111 Unternehmen in Betrieb seien.

Der Bericht der Behörde habe weiterhin versucht, die Situation als relativ entspannt darzustellen, indem er auf die große Durchschlagskraft der Pharmahersteller verwies. So verfüge Shandong Xinhua Pharmaceutical Co., einer von zwei Ibuprofen-Herstellern in China, über eine Jahreskapazität von 8.000 Tonnen für Ibuprofen-Rohstoffe – was weit über dem Volumen der Inlandsnachfrage der vergangenen Jahre liege. Das Unternehmen Anqiu Lu'an Pharmaceutical Co. könne fast 30.000 Tonnen Paracetamol-Rohstoff produzieren, doppelt so viel wie die derzeitige Inlandsnachfrage, zitiert Global Times den Bericht.

Warnung eines Epidemiologen

Nach dem Ende der strengen Corona-Maßnahmen wies zudem der Epidemiologe und Gesundheitsökonom Eric Feigl-Ding laut dem Nachrichtenportal livemint.com darauf hin, dass das Land mit einem Mangel an grundlegenden Ibuprofen-Medikamenten konfrontiert sei. Die Menschen seien gezwungen, direkt zu den Fabriken des Herstellers zu gehen und in einer langen Schlange darauf zu warten. Feigl-Ding warnte davor, dass ein globaler Mangel die Folge sein könnte.

Der Branchenverband Pro Generika reagierte überrascht auf die Entwicklung aus China, zeigte sich aber nicht alarmiert.  »Wir wissen derzeit nichts von amtlichen Exportstopps in China«, so eine Sprecherin auf PZ-Anfrage. »Doch selbst wenn es solche gibt, erwarten wir kurzfristig keine Einschränkung unserer Arzneimittelversorgung.«  Denn die Produktion der beiden Wirkstoffe finde schwerpunktmäßig in anderen Weltregionen statt – vor allem in Indien und, was Ibuprofen angehe, auch in den USA. Nachfragen der PZ beim Bundesgesundheitsministerium sowie beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) blieben bislang unbeantwortet.

BASF einer der weltweit wichtigsten Ibuprofen-Lieferanten

In der Ibuprofen-Versorgung dürfte die Abhängigkeit von China also nicht allzu groß sein. Hier ist der deutsche Chemiekonzern BASF einer der weltweit wichtigsten Lieferanten. BASF produziert Ibuprofen bereits seit Jahrzehnten in Ludwigshafen und Texas. 2017 hatte der Konzern angekündigt, die Ibuprofen-Produktion in Ludwigshafen sogar um ein weiteres Werk zu ergänzen.

In einer Pressemitteilung äußerte sich die Apothekerkammer Saarland zu dem Schritt Chinas. »Uns wird zur Zeit auf dramatische Weise vor Augen geführt, was es bedeutet, nicht nur bei lebenswichtigen Medikamenten von einem einzigen Land abhängig zu sein«, kritisierte Kammerpräsident Manfred Saar. Wie lange der sich jetzt noch verschärfende Arzneimittelmangel anhalten wird, sei nicht vorherzusagen. »Die Erfahrungen aus den zurückliegenden Corona-Jahren lassen aber befürchten, dass China über Monate hinweg einen derartigen Bedarf an Arzneimitteln haben wird, dass mit einer Besserung in Deutschland nicht zu rechnen ist«, warnte Saar. 

Abhängigkeit von China ist ein altes Problem

Die starke Abhängigkeit von China bei wichtigen Arzneimitteln wird schon lange heftig diskutiert und taucht immer wieder auf verschiedenen politischen Agenden auf.  Um das daraus folgende Risiko von Lieferengpässen zu entschärfen,  will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter anderem mit einer EU-Arzneimittelstrategie für mehr Vielfalt bei den Lieferwegen sorgen. In aktuellen Eckpunkten zu einem möglichen Generika-Gesetz schlägt das BMG zudem vor, dass bei Ausschreibungen zu Rabattverträgen künftig auch Zuschläge vergeben werden sollen, wenn die Anbieter in Europa produzieren. (Die PZ hatte ausführlich darüber berichtet.)

 

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa