Chemie-Nobelpreis geht an Batterieforscher |
Ohne Lithium-Ionen-Akkus würde unsere heutige Welt kaum funktionieren. / Foto: Adobe Stock/Coprid
Für die Entwicklung besonders leistungsfähiger Batterien bekommen drei Forscher den diesjährigen Nobelpreis für Chemie. Der US-Amerikaner John Goodenough, der in Großbritannien geborene Stanley Whittingham und der Japaner Akira Yoshino seien entscheidend an der Entstehung von Lithium-Ionen-Batterien beteiligt gewesen, teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwoch in Stockholm mit.
Die leichten, wiederaufladbaren und starken Batterien würden in zahlreichen Produkten wie Mobiltelefonen, Laptops und Elektro-Fahrzeugen eingesetzt. Sie können große Mengen an Solar- und Windenergie speichern und machen so eine Welt frei von fossilen Kraftstoffen möglich, wie es weiter hieß. «Lithium-Ionen-Batterien haben unser Leben revolutioniert, seit sie 1991 auf den Markt kamen», schreibt die Akademie. «Sie haben die Grundlage gelegt für eine drahtlose, von fossilen Brennstoffen freie Gesellschaft und sind für die Menschheit von größtem Nutzen.»
Die Beiträge der drei Preisträger bauen aufeinander auf. Whittingham entwickelte in den 1970er-Jahren die erste funktionsfähige Lithium-Batterie, die allerdings noch anfällig für Explosionen war. Goodenough entwickelte 1980 wesentlich leistungsstärkere Batterien durch die Verwendung von Lithiumcobaltoxid (LCO). Yoshino schuf 1985 das erste kommerziell verwertbare Produkt. 1991 kam die Batterie auf den Markt.
Die Chemie-Nobelpreisträger 2019: John B. Goodenough, M. Stanley Whittingham und Akira Yoshino (von links) / Foto: Nobel Media/Niklas Elmehed
Goodenough, der 1922 in Jena als Sohn US-amerikanischer Eltern zur Welt kam, ist mit 97 Jahren der älteste Nobelpreisträger überhaupt. Er wusste zunächst gar nichts von seiner Auszeichnung. Man habe ihn im Gegensatz zu den anderen beiden Preisträgern am Morgen nicht erreichen können, sagte Göran Hansson, der Generalsekretär der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften.
Die renommierteste Auszeichnung für Chemiker ist derzeit mit umgerechnet rund 830.000 Euro (9 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert. Die feierliche Übergabe der Preise findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Seit 1901 wurde der Chemie-Nobelpreis an 180 verschiedene Forscher vergeben. Einer von ihnen, der Brite Frederick Sanger, erhielt ihn zweimal. Unter den Preisträgern waren bislang fünf Frauen, etwa Marie Curie 1911, die die radioaktiven Elemente Polonium und Radium entdeckte und erst im vergangenen Jahr die US-amerikanische Enzymforscherin Frances Arnold.
Die seit 1901 verliehenen Chemie-Nobelpreise gingen vor allem an amerikanische Forscher. Die erste Auszeichnung erhielt der Niederländer Jacobus van't Hoff für die Entdeckung von Gesetzen der Osmose. Die Preisträger der vergangenen zehn Jahre sind:
2018: Die US-Amerikanerin Frances Arnold, ihr Landsmann George Smith und der Brite Gregory Winter haben Methoden entwickelt, mit denen es möglich ist, etwa Biokraftstoffe, Arzneimittel und therapeutisch wirkende Antikörper umweltfreundlich herzustellen.
2017: Der Deutsch-Amerikaner Joachim Frank, der Schweizer Jacques Dubochet und der Brite Richard Henderson für die Kryo-Elektronenmikroskopie. Damit lassen sich Biomoleküle im Detail untersuchen. Sie zeigt etwa dreidimensionale Bilder von Proteinen.
2016: Der Franzose Jean-Pierre Sauvage, der gebürtige Brite James Fraser Stoddart und der Niederländer Bernard Feringa. Sie bauten aus nur wenigen Molekülen etwa künstliche Muskeln und ein Mini-Auto.
2015: Tomas Lindahl (Schweden), Paul Modrich (USA) und Aziz Sancar (USA/Türkei), die Erbgut-Reparatursets beschrieben hatten. Diese Erkenntnisse dienen unter anderem zur Suche nach Krebsmedikamenten.
2014: Der deutsche Forscher Stefan Hell sowie die US-Amerikaner Eric Betzig und William Moerner für die Erfindung superauflösender Mikroskope. Damit kann man in lebende Zellen blicken und Abläufe bei Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson beobachten.
2013: Martin Karplus (USA/Österreich), Michael Levitt (USA/Großbritannien) und Arieh Warshel (USA/Israel) für Methoden, mit denen sich auch komplexe chemische Reaktionen virtuell nachvollziehen lassen.
2012: Robert Lefkowitz und Brian Kobilka aus den USA für die Entdeckung von Rezeptoren, die zahlreiche Signale von außen in die Körperzellen übermitteln.
2011: Dan Shechtman (Israel), der Quasikristalle entdeckt hatte, die zuvor von vielen Chemikern für unmöglich gehalten wurden.
2010: Richard Heck (USA) sowie die Japaner Ei-ichi Negishi und Akira Suzuki, die komplexe Substanzen aus Kohlenstoff herstellten. Sie bauten so unter anderem natürliche Wirkstoffe gegen Krebs nach.
2009: Venkatraman Ramakrishnan (Großbritannien), Thomas Steitz (USA) und Ada Jonath (Israel) für die Erforschung der Eiweißfabriken in biologischen Zellen, der Ribosomen.
Am Montag war der Nobelpreis für Medizin Gregg Semenza (USA), William Kaelin (USA) und Peter Ratcliffe (Großbritannien) zuerkannt worden. Sie hatten gezeigt, wie Zellen den Sauerstoffgehalt in ihrer Umgebung wahrnehmen und auf Veränderungen reagieren. Am Dienstag wurde eine Hälfte des Physik-Nobelpreises den Schweizer Astronomen Michel Mayor (77) und Didier Queloz (53) zugesprochen. Sie hatten den ersten Exoplaneten entdeckt, der einen sonnenähnlichen Stern umkreist. Die andere Hälfte erhält der kanadisch-amerikanische Kosmologe James Peebles (84) für grundlegende Erkenntnisse zum Universum.