BVpta-Vorsitzende will geeinten Widerstand |
Ev Tebroke |
07.08.2019 11:38 Uhr |
Arbeitsplatz Apotheke: Apothekenangestellte fordern bessere Spezialisierungsmöglichkeiten. / Foto: Colourbox
»Viel schlimmer als jetzt geht es kaum«, so der vernichtende Kommentar: Am Regierungsentwurf zum Apotheken-Stärkungsgesetz lässt die Vorsitzende des Bundesverbands der pharmazeutisch-technischen Assistenten (BVpta), Katja Hennig, kein gutes Haar. Schon der Name Apotheken-Stärkungsgesetz sei eine »Luftbuchung«. Denn gestärkt gingen die Apotheken aus diesem »Reförmchen« ganz bestimmt nicht hervor.
Kaum etwas von den ursprünglichen Forderungen der Apotheker werde umgesetzt, kritisiert die Bundesvorsitzende. Das Versandhandelsverbot werde erst gar nicht mehr diskutiert und die Regel, wonach alle rezeptpflichtigen Arzneimittel überall in Deutschland den gleichen Preis kosten, gelte bald für privat Krankenversicherte auch nicht mehr. Was die im Gesetz geplanten 150 Millionen Euro pro Jahr für neue pharmazeutische Dienstleistungen, betrifft, so ist das laut Hennig viel zu wenig – im Schnitt nicht einmal 8.000 Euro pro Apotheke. »Retten lässt sich damit wenig – und attraktiver wird der Arbeitsmarkt Apotheke so erst recht nicht«, schreibt die BVpta-Vorsitzende. Und auch wenn sich die Apothekerspitze freue, dass noch nie ein Bundesgesundheitsminister mehr mit ihnen kommuniziert habe als Jens Spahn (CDU), habe auch noch nie einer seiner Vorgänger so massiv an den Grundfesten der Apotheken gerüttelt.
Kritik übt Hennig an auch an den schlechten Gehaltsbedingungen für das Apothekenpersonal. Dies sei ein Grund für den Mangel an Fachkräften. Christoph Gulde, Vizepräsident des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg habe es auf den Punkt gebracht. »Während alle besorgt und zu recht darüber diskutieren, wie wenig Erzieherinnen verdienen, werden wir PTA sogar noch mit 700 bis 1.300 Euro weniger Gehalt abgespeist. Und auch approbierte ApothekerInnen erhalten 400 bis 600 Euro weniger Einstiegssalär als Studienräte.«
Mit der aktuellen Berufspolitik, sprich Zustimmung zum Minister und Verweigerungshaltung gegenüber den Reformforderungen der PTA, lasse sich keine zukunftssichere Neupositionierung erreichen, betont Hennig. Der BVpta hatte im Zuge der von Spahn geplanten Reform des PTA-Berufs eine Verlängerung der Ausbildungszeit von derzeit zweieinhalb auf drei Jahre gefordert. Zudem pocht der Verband der PTA auf bessere Spezialisierungs-Möglichkeiten. Spahn wollte das Berufsbild der PTA aufwerten und ihnen mehr Kompetenzen einräumen. Dies lehnt die ABDA aber entschieden ab.
Hennig appelliert nun an die Apothekerspitze, es müsse endlich Schluss sein mit dem Gegeneinander. Stattdessen betont sie das gemeinsame Ziel aller, sowohl Apothekenleiter, als auch Apothekenangestellter: die Gewährleistung einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung rund um die Uhr. »Jede Apotheke die schließt, jede PTA, die der Apotheke den Rücken kehrt, wird das Problem so verschärfen, dass es bald keinen Weg zurück mehr gibt.«
Die Bundesvorsitzende warnt vor vorschneller Zustimmung zu dem Gesetz und ruft zu vereintem Widerstand auf. Es gehe darum, sich mit konstruktiven Vorschlägen gegen eine »absolut falsche Politik« einzusetzen. »Und das sollten wir – endlich – gemeinsam tun«, so Hennig.