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Aut-idem bei Parkinson

Bundesregierung sieht genug Lösungswege

Experten sehen mit der Aut-idem-Regelung seit Jahren die erfolgreiche Parkinson-Therapie in Gefahr. Die Bundesregierung hält sich nicht für zuständig und will auch kein Geld in die Erforschung der Probleme investieren.
Stephanie Schersch
08.07.2020  14:34 Uhr

Die Aut-idem-Regelung ist eine recht umstrittene Vorgabe. Sie verpflichtet Apotheker seit 2002 in vielen Fällen dazu, das vom Arzt verordnete Medikament gegen ein wirkstoffgleiches, aber günstigeres Präparat auszutauschen. Nicht selten führt diese Substitution zu Problemen, weil sich Patienten ständig auf neue Arzneimittel einstellen müssen. Ist die Medikation wie bei vielen Parkinson-Erkrankten zudem sehr komplex, können vor allem ältere Betroffene schnell den Überblick verlieren. Damit gerät der Erfolg der Arzneimitteltherapie in Gefahr.

Der Bundesregierung sind diese Probleme durchaus bekannt. So hätten Betroffene und Fachverbände zuletzt darauf gedrängt, die Aut-idem-Regelung für Medikamente gegen Parkinson komplett auszusetzen, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) in seiner Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. Das aber hält die Koalition mit Verweis auf den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) für überflüssig. Tatsächlich führt der G-BA seit Jahren eine sogenannte Substitutions-Ausschlussliste, auf der all jene Medikamente stehen, die der Apotheker grundsätzlich nicht austauschen darf. Anti-Parkinson-Mittel hätten es nach einer Prüfung durch den Ausschuss bislang jedoch nicht auf diese Liste geschafft, so das BMG.

Aut-idem-Kreuz auf jedem fünften Rezept

Darüber hinaus könnten Ärzte den Austausch auch über einen Hinweis auf dem Rezept verhindern. 2019 haben Mediziner dem Ministerium zufolge immerhin auf beinahe jeder fünften Verordnung eines Parkinson-Arzneimittels (19 Prozent) ein solches Aut-idem-Kreuz gesetzt. Damit diese Rezepte das Budget der Ärzte nicht zu sehr belasten, könnten Krankenkassen und Mediziner entsprechende Medikamente zudem als Praxisbesonderheit definieren und so von der Wirtschaftlichkeitsprüfung ausnehmen.

Alles in allem sieht man das deutsche Gesundheitswesen im BMG für die Lösung von Problemen mit dem Austausch von Arzneimitteln damit sehr gut aufgestellt. Geld für eine verstärkte Erforschung der Auswirkungen von Substitution auf die Parkinson-Therapie möchte die Bundesregierung jedenfalls nicht in die Hand nehmen. Betroffene und Verbände könnten sich zur Unterstützung einer evidenzgenerierenden Forschung an die Pharmahersteller wenden, scheibt das Ministerium. »Bundesmittel zur Finanzierung derartiger Forschung sind derzeit nicht vorgesehen.«

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