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Brustkrebsrisiko von transidenten Menschen

Cis-Frauen haben ein deutlich höheres Brustkrebsrisiko als cis-Männer. Aber wie sieht das Risiko bei transidenten Menschen aus? Klare Antworten gibt es nicht. Den Stand der Dinge hat der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums zusammengefasst.
Sven Siebenand
09.11.2022  17:00 Uhr
Brustkrebsrisiko von transidenten Menschen

Stimmen die körperlichen Geschlechtsmerkmale bei der Geburt mit der Geschlechtsidentität überein, spricht man von einer cis-Frau beziehungsweise einem cis-Mann. Bei transidenten Menschen ist es folgendermaßen: Trans-Männern wurde bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugeschrieben, sie fühlen sich aber dem männlichen Geschlecht zugehörig. Bei trans-Frauen ist es genau umgekehrt.

Was lässt sich aktuell zum Brustkrebsrisiko von transidenten Menschen sagen, die sich im Zuge einer Geschlechtsanpassung oder -umwandlung einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie und zum Teil auch Operationen unterziehen? »Es gibt bisher nur sehr wenige veröffentlichte Daten zu Brustkrebs bei trans-Frauen und trans-Männern, sodass eine allgemein gültige Aussage zum Brustkrebsrisiko nicht getroffen werden kann. Experten fordern zu Recht qualitativ hochwertige Forschungsinitiativen zu diesem Thema«, so Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums, in einer Pressemitteilung.

Prospektive Studien speziell zum Brustkrebsrisiko und zur Behandlung von transidenten Personen gibt es bisher nicht. In der Literatur finden sich bisher lediglich Fallberichte und kleine rückblickende Studien. Die begrenzten Daten deuten derzeit auf Folgendes hin: So sei das Brustkrebsrisiko für trans-Männer unter Testosteron-Behandlung gegenüber cis-Frauen wahrscheinlich nicht erhöht. Möglicherweise sei es sogar deutlich niedriger. Im Vergleich zum Risiko von cis-Männern könnte das Tumorrisiko bei trans-Männern aber leicht erhöht sein.

Dafür werden zwei mögliche Ursachen angeführt: einerseits der Verbleib von mehr Brustdrüsengewebe im Vergleich zu cis-Männern und andererseits der mögliche Einfluss der Testosteronbehandlung auf das Krebsrisiko. Dieser könne bisher nicht sicher ausgeschlossen werden kann.

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