BMG will mehr Apotheken für Substitutionstherapie gewinnen |
Melanie Höhn |
14.11.2022 18:00 Uhr |
Nur 64,4 Prozent der befragten Apothekerinnen und Apotheker fühlten sich ausreichend über die BtMVV-Änderungen informiert. 73,9 Prozent gaben an, noch Kapazitäten für die Sichtvergabe von Substitutionsmedikamenten an weitere substituierte Opioidabhängige zu haben. Während der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 stieg der Anteil der Apothekerinnen und Apotheker, die eine Erhöhung der Anzahl von Take-Home-Rezepten angaben, auf 33 Prozent an. Ein Viertel der in die Substitution involvierten Apotheken gab an, dass Mischrezepte den organisatorischen Aufwand noch weiter erhöhen würden. Ein weiteres Viertel lehnte die Annahme von Mischrezepten gänzlich ab, so dass entweder keine entsprechenden Rezepte mehr von den substituierenden Ärztinnen und Ärzten ausgestellt wurden (13,7 Prozent) oder die Patientinnen und Patienten sich eine andere Apotheke suchen mussten (11,7 Prozent). Lediglich 2,2 Prozent fühlten sich genötigt, die Sichtvergabe nun doch durchzuführen.
Ausreichend ausgebildet für die Abgabe von Substitutionsmedikamenten unter Sicht fühlten sich 78,6 Prozent der Apothekerinnen und Apotheker, die schon aktiv in die Sichtvergabe einbezogen waren, während Apotheken, die bisher lediglich Take-Home-Rezepte beliefert hatten, sich nur zu 57,8 Prozent ausreichend für eine Sichtvergabe ausgebildet fühlten. Eine zertifizierte Fortbildung zur Sichtvergabe hielten demnach auch mehr Apotheken ohne Erfahrung mit Sichtvergaben (77,1 Prozent) für notwendig, im Vergleich zu 61,9 Prozent derjenigen mit Erfahrung mit Sichtvergaben.
Für die meisten befragten Apothekerinnen und Apotheker stellt es laut der Befragung eine Selbstverständlichkeit dar, sich an der Substitutionstherapie zu beteiligen. Was für aktuell und früher einbezogene Apothekerinnen und Apotheker am kritischsten war: Die Sichtvergabe werde nicht angemessen honoriert, die Beteiligung an der Substitution sei durch hohen Zeit- und Dokumentationsaufwand sehr aufwendig und es komme hin und wieder zu Vorfällen mit den Substituierten.
Die Schlussfolgerung des Berichts: Der Einbezug von Apotheken in die Substitutionsbehandlung sollte intensiviert und die Sichtvergabe von Substitutionsmedikamenten entsprechend finanziell vergütet werden. Es liegen laut Bericht nur wenige internationale Studien zur Substitutionstherapie in Apotheken vor. Eine australische Studie konnte jedoch zeigen, dass mangelnde finanzielle Unterstützung, der hohe Aufwand, generelle Vorurteile und die Stigmatisierung von Drogenabhängigen sowie Sicherheitsbedenken einer Beteiligung von Apotheken an der Substitution entgegenstehen.