Blühendes Leiden in der Pubertät |
Brigitte M. Gensthaler |
25.11.2019 14:24 Uhr |
Akne kann in jedem Lebensalter auftreten. Besonders geplagt sind Jugendliche in der Pubertät. / Foto: Fotolia/Studio Der
Die weltweite Prävalenz der Akne und Akne-ähnlicher Erkrankungen liegt bei 9,4 Prozent. Jungen sind häufiger und oft schwerer betroffen als Mädchen. Das klinische Bild umfasst sogenannte Primär- und Sekundäreffloreszenzen wie Komedonen, Papeln, Pusteln, Knoten, Abszesse, Zysten und Narben. Ist der Leidensdruck sehr hoch, könne die Akne zu suizidalen Ereignissen führen – vor allem bei jungen Menschen, berichtete Dr. Jean-Christophe Datz von der Gemeinschaftspraxis Hautärzte in Tübingen am vergangenen Wochenende beim Heidelberger Fortbildungskongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg.
Die Ätiologie ist nicht mit Sicherheit geklärt. Seborrhö, Androgenstörungen, mikrobielle Besiedlung und vor allem die Genetik sind wichtige Faktoren. Die Ernährung spiele sehr wahrscheinlich eine Rolle in der Pathophysiologie, berichtete der Arzt. »Ein hoher Body-Mass-Index in der Adoleszenz ist ein Risikofaktor für Akne.« Eine Ernährung mit hoher glykämischer Last fördere eine Hyperinsulinämie, die wiederum die Plasmaspiegel vom Insulin-Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) und damit die Talg-Produktion steigert. »Es gibt aber keine Akne-Diät!«, betonte der Hautarzt.
Der Referent stellte die medikamentösen Therapien vor. Antiandrogene hormonelle Kontrazeptiva könne man begleitend einsetzen, wenn die Patientin eine Kontrazeption wünscht. »Das ist aber per se kein Akne-Therapeutikum.« Topika mit Benzoylperoxid (BPO) werden bei leichten Akne-Formen als Monotherapie, bei mittelschweren und schweren in Kombination, zum Beispiel mit Retinoiden oder topischen Antibiotika, eingesetzt. Die Monotherapie mit topischen Antibiotika wie Erythromycin und Clindamycin ist dagegen obsolet.
BPO wirke stark antimikrobiell und schwach antiinflammatorisch und sei auch gut geeignet als Erhaltungstherapie bei Acne tarda, der Erwachsenen-Akne, so Datz. Aufgrund der erhöhten UV-Sensibilität unter BPO empfahl er die abendliche Anwendung.
Ebenfalls abends anzuwenden sind topische Retinoide wie Tretinoin, Isotretinoin, Adapalen und Tazaroten. In der Schwangerschaft und bei Frauen, die diese planen, sind die Präparate kontraindiziert. Es sei aber keine explizite Verhütung unter der Therapie nötig, informierte der Arzt. Azelainsäure könne in der Schwangerschaft mit Vorsicht verordnet werden, wirke aber nicht sehr stark.
Systemische Antibiotika wie Tetracycline sind nicht zur Dauertherapie geeignet. Sie dürfen nicht bei Kindern unter acht Jahren und bei Schwangeren eingesetzt werden. Datz wies auf die Phototoxizität (in aufsteigender Reihenfolge Minocyclin – Doxycyclin – Tetracyclin) und den nötigen Sonnenschutz hin. Als »Goldstandard« für sehr schwere Fälle bezeichnete der Dermatologe systemisches Isotretinoin. Meist verschlechtere sich die Haut anfangs (Flare-up für die ersten zwei bis vier Wochen), »aber dann schmilzt die Akne dahin«. Aufgrund der Mutagenität des Wirkstoffs sei bei oraler Einnahme immer eine Doppelverhütung notwendig; bei Jugendlichen sollten auch die Eltern umfassend informiert sein.