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IQWiG

Beträchtlicher Zusatznutzen für Trastuzumab-Deruxtecan

Positive Wendung für Trastuzumab-Deruxtecan: Im Rahmen der frühen Nutzenbewertung hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) für das Brustkrebsmedikament einen beträchtlichen Zusatznutzen anerkannt. Für Enhertu® war es der zweite Anlauf.
Kerstin A. Gräfe
08.03.2023  13:00 Uhr

Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab-Deruxtecan (Enhertu®) ist seit 2022 verfügbar zur Behandlung vorbehandelter Erwachsener mit HER2-positivem Brustkrebs, der Metastasen gebildet hat oder nicht mehr operiert werden kann. Brustkrebs wird als HER2-positiv bezeichnet, wenn die Tumorzellen viele Rezeptoren des Typs HER2 tragen, an denen Wachstumsfaktoren andocken, die die Zellteilung anregen.

Das IQWiG hatte bereits Ende vergangenen Jahres die Therapie mit Enhertu bewertet und den Zusatznutzen als nicht belegt eingestuft. Der Hersteller habe keine geeigneten Daten vorgelegt, hieß es damals zur Begründung. Dies hat sich mit den nachgereichten Daten der DESTINY-Breast02-Studie nun geändert.

In der randomisierten, kontrollierten Studie mit 608 Patienten wurde Trastuzumab-Deruxtecan mit einer Therapie nach ärztlicher Maßgabe verglichen. In diesem Fall war das Lapatinib in Kombination mit Capecitabin oder Trastuzumab in Kombination mit Capecitabin. Im Vergleich dazu sei der Vorteil von Trastuzumab-Deruxtecan insbesondere beim Gesamtüberleben deutlich geworden, so das IQWiG. Die Patienten in der Interventionsgruppe lebten im Schnitt gut ein Jahr länger als in der Vergleichsgruppe (39,2 Monate versus 26,5 Monate).

Zudem habe sich für mehrere Aspekte der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wie körperliche, kognitive und soziale Funktion sowie Rollenfunktion ein relevanter Vorteil gegenüber der Vergleichstherapie gezeigt. Positive Effekte seien darüber hinaus bei den patientenberichteten Endpunkten Schmerzen, Diarrhö, Symptome im Armbereich  und bei schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet worden.

Zusammenfassend sieht das IQWiG für Erwachsene mit inoperablem oder metastasiertem HER2-positiven Brustkrebs, die mindestens zwei gegen HER2 gerichtete Vorbehandlungen erhalten haben, einen beträchtlichen Zusatznutzen von Trastuzumab-Deruxtecan im Vergleich mit einer Therapie nach ärztlicher Maßgabe.

Lob für den Hersteller gab es auch. Daiichi Sankyo hatte die Rekrutierung für die DESTINY-Breast02-Studie bereits vor der Zulassung abgeschlossen, sodass er im Stellungnahmeverfahren bereits aussagekräftige Daten nachliefern konnte. »Nur so können wir auch in den Fällen, in denen die Zulassung bei sehr begrenzter Datenlage erteilt wird, aussagekräftige Evidenz für die Versorgung erhalten,« sagte Dr. Thomas Kaiser, Leiter des IQWiG-Ressorts Arzneimittelbewertung. Andere Hersteller sollten diesem positiven Beispiel folgen.

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