Bestehende DOAK-Therapie ohne Vorteil bei Covid-19 |
Annette Rößler |
03.12.2020 12:55 Uhr |
Patienten unter direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) sind einer Registerstudie aus Schweden zufolge nicht vor schwerem Covid-19 geschützt. / Foto: Imago/Westend61
Eine Störung der Blutgerinnung, die mit zahlreichen großen und kleinen Thromboembolien einhergeht, ist bei vielen Patienten mit schwerem Covid-19 zu beobachten. Daher gehört die Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin laut der kürzlich veröffentlichten S2k-Leitlinie »Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit Covid-19« bei hospitalisierten Patienten zum Standard. Möglicherweise wäre es plausibel zu erwarten, dass Patienten, die bereits aus einem anderen Grund antikoaguliert werden, im Fall einer SARS-CoV-2-Infektion seltener schwer an Covid-19 erkranken als nicht antikoagulierte Personen. Diese Hypothese haben Forscher des Karolinska-Institut in Stockholm jetzt überprüft.
Im »Journal of Internal Medicine« schildert die Gruppe um Benjamin Flam ihr Vorgehen. Die Wissenschaftler werteten Daten des landesweiten Patientenregisters von Schweden im Zeitraum Februar bis Mai 2020 aus und konnten dabei knapp 500.000 Patienten berücksichtigen: 103.703 Patienten unter direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) sowie als Vergleich 392.574 Patienten ohne DOAK-Therapie, von denen 36.875 an Vorhofflimmern und 355.699 an vergleichbaren kardiovaskulären Erkrankungen litten. Die Vergleichsgruppen waren so gewählt, dass ihr Risikoprofil in etwa dem der DOAK-Patienten glich.
Analysiert wurden die Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen aufgrund von Covid-19 sowie von Aufnahmen auf eine Intensivstation oder Tod. Dabei zeigte sich kein statistisch relevanter Unterschied zwischen den Gruppen, auch nicht, nachdem bezüglich Alter, Geschlecht, Wohnort, begleitende Erkrankungen und Arzneimittel adjustiert worden war.
»Unser Ergebnis deutet darauf hin, dass eine früh im Krankheitsverlauf beginnende DOAK-Therapie nicht vor schwerem Covid-19 schützt«, kommentiert Flam. Dies sei jedoch mit Vorsicht zu interpretieren, da zwischen den Gruppen Unterschiede bestehen könnten, die nur schwer zu messen seien. »Unsere Studie kann zudem die Frage nicht beantworten, ob andere Blutverdünner wirksam sind. Hierzu laufen jedoch weltweit einige Studien.«
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