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Gesundheitskompetenz

Besser kommunizieren für mehr Therapietreue

Patienten vergessen etwa 80 Prozent der medizinischen Informationen, die sie erhalten haben. Rund die Hälfte aller gemerkten Informationen sind falsch, berichtete der Psychologe Dr. Thomas Anton Weis beim ADKA-Jahreskongress. Durch gekonnte Kommunikation könnten Apotheker die Gesprächswirkung jedoch verbessern.
Carolin Lang
11.05.2021  07:00 Uhr
Besser kommunizieren für mehr Therapietreue

Ein Arzneimittel kann in der Theorie noch so gut wirken. Nimmt der Patient es nicht oder nicht korrekt ein, ist die Wirkung hinfällig oder reduziert. Apotheker spielen somit eine entscheidende Rolle, wenn es um Therapieerfolg und -versagen geht.

Die Therapietreue eines Patienten zu stärken, ist jedoch keine leichte Aufgabe: Laut Weis verfügen etwa 54 Prozent der Bevölkerung über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz. Mögliche Gründe seien zum Beispiel höheres Lebensalter, chronische Krankheiten sowie ein geringer Bildungsgrad. Zu Beginn eines Gesprächs sei es daher sinnvoll, die Gesundheitskompetenz eines Patienten zu eruieren, erklärte Weis. Fragen wie »Wie gut können Sie sich merken, wann und wie man ein Medikament einnimmt?« oder »Fällt es Ihnen eher leichter oder eher schwerer einen Beipackzettel zu verstehen?« könnten dabei helfen. Zudem müssten Krankenhausapotheker damit rechnen, dass ihre Rolle dem Patienten nicht bekannt sei. Diese sollten sie also vorab definieren.

Bei geringer Patientenkompetenz hat es sich laut Weis für den weiteren Gesprächsverlauf bewährt, langsam, deutlich und in tiefer Stimmlage mit dem Patienten zu sprechen. Fachbegriffe seien eher zu vermeiden. Zudem sollten Krankenhausapotheker wichtige Informationen wiederholen, sich zwischendurch vergewissern, ob sie verstanden werden und Anweisungen gegebenenfalls aufschreiben. Auf mögliche Bedenken seitens der Patienten sollten sie stets eingehen. »Es ist immer sinnvoll, Verständnis zu zeigen. Druck ist dagegen nicht sinnvoll, er verhärtet die Kommunikation«, betonte Weis.

Drei Wege zum Ziel

»Einige einfache Kommunikationsmethoden können die Wirkung von Gesprächen sehr verbessern«, erklärte er. So zum Beispiel die sogenannte Drei-Fragen-Technik. Um Patienten emotional zu erreichen, aber nicht zu überfordern, wird die Medikation dabei anhand von drei Fragen mit dem Patienten besprochen. Ein Beispiel:

Fragen Beispiel Hypertonie
Was haben Sie? (Problem = Befund) Ihr Blutdruck ist besorgniserregend erhöht.
Was können Sie dagegen tun? (Lösung = Medikament) Sie sollten unbedingt regelmäßig Ihre Blutdrucktabletten nehmen.
Warum sollten Sie das tun? (Begründung = Motivation) Weil Sie dadurch schwerwiegenden gesundheitlichen Beschwerden vorbeugen können. Es kommt entscheidend auf Ihre Mitarbeit an.

»Damit erreiche ich, dass der Patient sich verstanden und einbezogen fühlt. Die Bedeutung der Therapie und was von ihm verlangt wird, sind auch hervorgehoben«, erläuterte Weis.

Bei der sogenannten Chunk-and-Check-Technik werden Informationen in kleine, erfassbare Portionen gepackt und gleich darauf mit einer Frage abgesichert. So sollen Patienten Informationen leichter aufnehmen, sich besser merken und bereitwilliger umsetzen. Auf eine Information beispielsweise zum Einnahmeschema folgt dabei stets eine Frage wie »Können Sie sich das merken?« oder »Verstehen Sie warum?«.

Beim sogenannten Teach-Back sind Patienten hingegen aufgefordert, mitgeteilte Informationen in eigenen Worten wiederzugeben. Dadurch bekomme der Apotheker ein Gefühl für das Verständnis des Patienten und dieser präge sich die Informationen durch die Wiedergabe zugleich besser ein, erklärte Weis. Wurde etwas falsch verstanden, falle es an dieser Stelle sofort auf.

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