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Diarrhö

Belastende Folge einer Tumortherapie

Eine sehr häufige, aber oft wenig beachtete Nebenwirkung in der Tumortherapie ist die Diarrhö. Da sie anhaltend und lebensbedrohlich verlaufen kann, ist rasche Hilfe nötig. Loperamid gilt als Erstlinientherapie, reicht aber nicht immer aus. 
Brigitte M. Gensthaler
06.04.2021  09:00 Uhr

 »Diarrhöen sind ein Riesenproblem bei Krebspatienten«, sagte Professor Dr. Joachim Drevs von der Unifontis-Tagesklinik und Praxis für integrative Onkologie in Sickte bei einem Online-Fachpresse-Workshop zur onkologischen Supportivtherapie. 50 bis 80 Prozent der Chemotherapie-Patienten sind betroffen, davon 30 Prozent schwer. »Die höchste Inzidenz besteht bei einer Chemotherapie von kolorektalen und gastointestinalen Tumoren.« Eine Strahlentherapie des Becken- und Bauchraums löst bei 20 bis 70 Prozent der Patienten innerhalb von zwei Wochen Durchfall aus.

Von einer akuten Diarrhö spricht man, wenn Durchfälle weniger als eine Woche anhalten, selbstlimitierend verlaufen oder leicht mit Antibiotika behandelbar sind. Fast immer liegt eine Infektion zugrunde. Eine persistierende Diarrhö kann Folge einer Protozoonose sei und klingt innerhalb von vier Wochen ab. Halten die Beschwerden länger an, liegt meist keine infektiöse Ursache vor; bei dieser chronischen Form besteht dringender Behandlungsbedarf.

Neben den klassischen Zytostatika schlagen auch moderne zielgerichtete Therapien wie Checkpoint-Inhibitoren auf den Verdauungstrakt. Beispielsweise erleide etwa ein Drittel der Patienten unter dem CTLA4-Hemmer Ipilimumab eine Diarrhö, die als Autoimmun-Kolitis schwer verlaufen kann. »In Anfangszeiten der Ipilimumab-Therapie gab es bis zu 2 Prozent Todesfälle infolge von Diarrhö«, berichtete der Onkologe. Auch beim BRAF-Kinase-Inhibitor Vemurafenib zählen Durchfälle zu den sehr häufigen Nebenwirkungen.

Drevs wies auf die gravierenden Folgen hin: Dehydratation, Elektrolytverschiebung, Mangelernährung und erheblich eingeschränkte Lebensqualität. Mitunter sei eine stationäre Behandlung nötig. Außerdem könne die Nebenwirkung eine Verschiebung oder Dosisreduktion der Tumortherapie erfordern und bei schwerem Verlauf zum Tod führen.

Loperamid als Erstlinientherapie

Neben einer Ernährungsanpassung und reichlicher Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr gilt Loperamid bei Therapie-assoziierte Diarrhö (Grad 1 und 2) als Erstlinientherapie. Die Initialdosis beträgt 4 mg, gefolgt von 2 mg alle vier Stunden oder nach jedem ungeformten Stuhl; die Tagesmaximaldosis beträgt 16 mg. Spätestens nach 48 Stunden müsse man auf Opioide umstellen, sagte Drevs. Es gebe keine Toleranzentwicklung gegen den intestinalen Opioideffekt. Mit Opiumtinktur (Dropizol® 10 mg/ml Morphin) könne man individuell je nach Effekt dosieren und die Medikation ein- und ausschleichen. Oft seien geringe Mengen von 5 bis 15 mg/Tag wirksam – im Gegensatz zur Dosierung in der Schmerztherapie.

Der Onkologe wies auf die paradoxe Diarrhö hin, der meist ein mechanischer Subileus infolge einer Stenose, zum Beispiel infolge einer Tumoroperation, zugrunde liegt.  Die Patienten berichten über den Abgang von kleinen Mengen an farblosem flüssigem und übelriechendem Stuhl. Hier könnten Abführmittel schnelle Abhilfe schaffen. Zudem sei an eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution zu denken.

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