| Annette Rößler |
| 17.08.2023 07:00 Uhr |
Da viele Menschen Angst vor Umweltgiften haben und ihren Körper »entgiften« möchten, haben auch die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie Aktivkohle als Inhaltsstoff entdeckt. Lebensmittel, Cremes, Masken, Zahnpasten und vieles mehr soll Aktivkohle gesünder und effektiver machen, indem sie Giftstoffe adsorbiert. Wirksamkeitsbelege gibt es dafür keine – teilweise aber gute Gründe, die einen möglichen Schaden vermuten lassen.
So warnt etwa die Verbraucherzentrale Bayern vor dem regelmäßigen Verzehr von Nahrungsmitteln mit Aktivkohle, da Vitamin- und Mineralstoffmängel sowie Verstopfung die Folge sein könnten. Auch Arzneistoffe können an die Kohle adsorbieren und so wirkungslos werden. Trinkwasser mit einem Aktivkohlefilter im Haushalt zu reinigen, sei angesichts der sehr guten Wasserqualität in Deutschland unnötig und potenziell schädlich, so die Verbraucherzentrale NRW: Einerseits könnten angelagerte Stoffe aus einem vollen Filter ins Wasser abgegeben werden, andererseits bestehe die Gefahr einer mikrobiellen Kontamination.
Schwarze Zahnpasta ist ein Hingucker. Ob die Zähne davon profitieren, ist allerdings fraglich. / Foto: Getty Images/Liudmila Chernetska
Bei einer Zahnpasta mit Aktivkohle stellt »Stiftung Warentest« die berechtigte Frage, »wovon Zähne und Mundraum eigentlich entgiftet werden sollten« und rät Personen mit freiliegenden Zahnhälsen zur Vorsicht, da Zahnpasten mit Aktivkohle die Zähne stark beanspruchen könnten. Auch für einen hautreinigenden Effekt von Aktivkohle in Masken oder ähnlichen Pflegeprodukten gebe es keinen Beleg. Wer sie dennoch einmal ausprobieren wolle, solle darauf achten, dass bei den Inhaltsstoffen tatsächlich »charcoal«, »activated charcoal« oder »charcoal powder« gelistet sei und nicht »CI 77266 Carbon Black«, denn dabei handele es sich lediglich um synthetischen Ruß.