Bei Typ-2-Diabetes fehlen häufig Vitamine und Mineralien |
Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten sich besonders ausgewogen ernähren und dabei auch auf Mikronährstoffe wie Vitamin D, Eisen und Magnesium achten. / © Getty Images/gece33
In den letzten Dekaden ist das Bewusstsein gewachsen, wie sehr Mikronährstoffmängel und Erkrankungen zusammenhängen. Zahlreiche Studien haben bereits Mikronährstoffmangel bei Diabetes ins Auge gefasst. Eine neue Metaanalyse quantifiziert die häufigsten Mangelzustände bei Typ-2-Diabetes (T2D) weltweit (»BMJ Nutrition Prevention & Health«).
Die globale Prävalenz von Mikronährstoffmängeln bei Menschen mit T2D beträgt demnach 45 Prozent. Bei Frauen lagen etwas mehr Defizite vor als bei Männern (49 respektive 43 Prozent). Bezogen auf T2D-Fälle in Amerika sei man sogar auf 54 Prozent Mangelzustände gekommen, so die Autoren um Dr. Daya Krishan Mangal, außerordentlicher Professor an der IIHMR University in Jaipur.
Die Autoren hatten insgesamt 132 Studien mit 52.501 Teilnehmenden aus der Zeit von 1998 bis 2023 einbezogen. Zwar gab es bei den Mangelzuständen weltweit einige Unterschiede bei der Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Elektrolyten, die sehr wahrscheinlich von Faktoren wie Ernährung, Lebensstil und kulturellen Eigenheiten abhingen. Dennoch gab es gemeinsame Tendenzen. So lag bei 42 Prozent der Betroffenen ein Magnesiummangel vor, gefolgt von 28 Prozent mit Eisenmangel. Ein Vitamin-D-Mangel war bei den Mikronährstoffdefiziten weltweit Spitzenreiter. Er trat bei 60,5 Prozent der Menschen mit T2D auf.
Da die meisten der berücksichtigen Studien Querschnittstudien waren, kann nicht beantwortet werden, ob der Mangel Ursache oder Folge einer Diabetes-Erkrankung war. Vermutlich aber trug der Vitamin-D-Mangel zur Erkrankung bei, denn es ist bereits bekannt, dass Vitamin-D-Mangel die Sekretion von Insulin sowie die Insulinsensitivität beeinträchtigen dürfte. Der Mangel trägt sehr wahrscheinlich auch zum Verlauf von T2D bei, das zeigt ein Übersichtsartikel im Fachjournal »Nutrients« aus dem Jahr 2023.
Hohe Defizite fanden die Autoren auch bei Vitamin B12 (29 Prozent). Bei Betroffenen, die Metformin einnahmen, lag der Wert sogar noch höher. Einige Studien hatten in der Vergangenheit bereits einen Zusammenhang zwischen Metformin und einer schlechteren Vitamin-B12-Aufnahme hergestellt. Nach einem aktuellen Review dürfte der Vitamin-B12-Mangel bei Metformin-Einnahme außerdem eine diabetische Polyneuropathie verschlimmern (»World Journal of Diabetes«, 2023). Man fand auch häufiger eine Beeinträchtigung der kognitiven Funktion sowie ein erhöhtes Risiko einer megaloblastären Anämie. Insbesondere treffe Vitamin-B12-Mangel ältere Personen, die über fünf Jahre Metformin einnehmen und zusätzlich unter Gastritis leiden würden, heißt es dort.
Ob Menschen mit Diabetes von Mikronährstoffmängeln mehr betroffen sind als die Allgemeinbevölkerung, lässt sich anhand der neuen Studie nicht beantworten. »Die Behandlung von Diabetes fokussiert sich eher auf den Energiemetabolismus und Makronährstoffe, aber die gefundene hohe Prävalenz spezifischer Mikronährstoffmängel erinnert daran, dass die gesamte Ernährung immer Priorität haben sollte«, kommentiert Shane McAuliffe vom NNEdPro Global Institute for Food, Nutrition and Health, dem Miteigentümer des Journals, in einer Meldung der BMJ-Gruppe.