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Expektoranzien und Antitussiva

Bei Husten brauchen Atemwege Unterstützung

Wie lange besteht der Husten bereits? Wie äußern sich die Beschwerden? Sind schon andere Haus- und Arzneimittel eingenommen worden? So könnten die Fragen lauten, um im Beratungsgespräch das jeweils geeignete Husten-Präparat zu empfehlen.
AutorKontaktElke Wolf
Datum 10.11.2022  18:00 Uhr

Der Hustendauer schreibt die S2k-Husten-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie eine entscheidende Rolle für das therapeutische Vorgehen zu. Halten die Beschwerden bis zu zwei Wochen an, spricht man von einem akuten Husten; meist handelt es sich dabei um einen typischen Erkältungshusten, der in den allermeisten Fällen auf einen viralen Infekt der oberen und/oder unteren Atemwege zurückzuführen ist – also ein klassischer Fall für die Selbstmedikation. Dem Apotheker und der PTA obliegt dann im Kundengespräch die Aufgabe, den Patienten aufmerksam zu beraten und bei Auffälligkeiten an den Arzt zu verweisen. Erkältungsviren können den Atemwegen aber auch deutlich länger als 14 Tage zusetzen: Dauert der Husten länger als drei und bis zu acht Wochen, spricht die Leitlinie von einer subakuten Phase. Alles darüber wird als chronisch bezeichnet.

In Zeiten von Corona ist eine mögliche Infektion mit SARS-CoV-2 als Urheber eines protrahierenden Hustenverlaufs in Betracht zu ziehen. »Fünf bis sieben Tage nach der Infektion beginnt eine kritische Phase: Coronaviren nehmen dann auch die Lunge mit in Beschlag«, sagte Dr. Kai-Michael Beeh, Ärztlicher Leiter des insaf-Instituts für Atemwegsforschung, Wiesbaden, bei einer digitalen Pressekonferenz des Unternehmens Pohl Boskamp. Insofern sei die Frage nach der Hustendauer viel zielführender als nach der Produktivität, um etwa einen Erkältungshusten vom Covid-19-Husten abgrenzen zu können, verdeutlichte Beeh die Sichtweise der Leitlinienautoren.

Daneben können allergische Reaktionen für einen Dauerhusten sorgen. Und als Ursache außerhalb der Atemwege kommen beispielsweise Herzerkrankungen mit akuter Lungenstauung infrage. Bei einem entsprechenden Verdacht und bei chronischen Hustenbeschwerden ist der Patient an einen Arzt zu verweisen.

Wenn keine weiteren Erkältungssymptome erkennbar sind, lohnt sich ein Blick auf die Dauermedikation. Klassisches Beispiel für einen medikamenteninduzierten Husten sind ACE-Hemmer. Betablocker können Bronchospasmen begünstigen, Opiate und Opioide die Atemfunktion verschlechtern. Nicht steroidale Antirheumatika hemmen die Bildung von Prostaglandinen, dabei wird die Leukotrien-Bildung hochgefahren, was unter anderem zu Bronchospasmen führen kann.

Grenzen fließend

Bei der Suche nach der Hustenursache ordnet die Leitlinie der Frage nach der Hustenproduktivität und der Sputumbeschaffenheit weniger Priorität ein. Zum einen seien die Grenzen zwischen Reiz- und verschleimtem Husten fließend beziehungsweise verändern sie sich im Verlauf eines Infekts. Zum anderen falle eine Unterscheidung oder auch Einschätzung der Sputummenge den Betroffenen eher schwer. So kann ein akuter Husten als trocken und schmerzhaft-reizend empfunden werden, auch wenn er mit Auswurf einhergeht, der aber in der Wahrnehmung des Patienten nicht an erster Stelle steht.

Darüber hinaus dient die Farbe des Sputums nicht als Hinweisgeber, ob sich eventuell ein Superinfekt auf das Entzündungsgeschehen obenauf gesattelt hat. Studien zeigen immer wieder, dass gelblich verfärbter Auswurf nicht häufiger mit bakteriellen Infektionen assoziiert ist.

Eventuell vor diesem Hintergrund empfiehlt die Leitlinie erstmals die zeitversetzte Gabe von Expektoranzien und Antitussiva, vor allem wenn die Nachtruhe gestört ist. »So kann tagsüber bei produktivem Husten das Expektorans gegeben werden und abends vor dem Schlafengehen ein Hustenstiller.« Denn auch ein produktiver Husten kann die Nachtruhe empfindlich stören. Notwendiges Abhusten bleibt trotz Antitussivum erhalten.

Diesen Anwendungshinweis hält Beeh für praxisrelevant und einen guten Tipp für die Beratung in der Apotheke. Hintergrund: In der Tat könnte durch eine kombinierte Anwendung von Antitussivum und Expektorans aufgrund eines eingeschränkten Hustenreflexes ein gefährlicher Sekretstau entstehen. Die gleichzeitige Gabe erscheint kontraproduktiv, gemäß der Theorie, dass nicht das gefördert werden kann, was gleichzeitig gehemmt werden soll. Dieses Problem löst sich durch die zeitlich versetzte Gabe der beiden Arzneistoffgruppen.

Der viel zitierte Sekretstau, der Antitussiva mitunter zur Last gelegt wird, existiere vermutlich nur in der Theorie, erklärte Beeh. Die Gefahr, dass sich durch Antitussiva Schleim in den Luftwegen ansammelt, ist nur bei solchen Krankheiten relevant, bei denen reichlich Sputum produziert wird, also bei Mukoviszidose oder Bronchiektasen. Bei Husten, der auf einen grippalen Infekt zurückgeht, halte sich die zusätzliche Produktion zähen Schleims in Grenzen.

Bronchiale Reinigung

Expektoranzien verfolgen das Ziel, die Sekretviskosität zu normalisieren und über die Aktivierung der Flimmerhärchen die mukoziliäre Reinigung anzutreiben. Das fördert das Abhusten von Sekret. Sputum, das leichter abgehustet werden kann, entlastet die Hustenrezeptoren. Laut Leitlinienautoren verfügen unter den chemisch-synthetischen »protussiv/expektorationsfördernden« Wirkstoffen nur Ambroxol über »akzeptable randomisierte kontrollierte Studien, die eine Verkürzung der Dauer und/oder die Senkung der Intensität des Hustens bei der akuten Bronchitis belegen«. Nicht so N-Acetylcystein. Es ist zwar der in Deutschland meist eingesetzte Arzneistoff gegen Husten, hat aber eine mangelhafte Studienlage.

Unter den pflanzlichen Arzneimitteln gibt es wesentlich mehr Therapieoptionen für Erkältungshusten und akute Bronchitis – wobei die Leitlinienautoren darauf hinweisen, dass Phytopharmaka als Vielstoffgemische nicht streng nach Expektorans oder Antitussivum einzuteilen sind. Ihre Datenlage für die Indikation akute Bronchitis sei jedoch häufig besser als für synthetische Expektoranzien. Die Wirksamkeitsbelege sind abhängig vom geprüften Extrakt. Konkret nennt die Leitlinie Zubereitungen aus Myrtol und 1,8-Cineol, die Kombinationen aus Efeu und Thymian sowie Primel und Thymian, Efeu-Extrakte sowie solche aus Pelargonium sidoides.

Zur antitussiven Therapie empfehlen die Leitlinienautoren als einzigen Arzneistoff Dextromethorphan. Nur dieses zentral wirkende Antitussivum verfüge über eine randomisiert-kontrollierte Studienlage. Pentoxyverin, Codein, Dihydrocodein und Morphin wirkten beim Erkältungshusten nicht besser als Placebo.

Als weitere Therapieoption steht seit diesem Jahr Levodropropizin für die Selbstmedikation zur Verfügung, nachdem es aus der Rezeptpflicht entlassen wurde. Als (S)-Enantiomer von Dropropizin zählt es zu den nicht opioiden Antitussiva. Dabei ist seine hustenhemmende Wirkung im Gegensatz zu den anderen zentral wirkenden Arzneistoffen peripherer Natur. Damit könnte ein besseres Sicherheitsprofil verbunden sein. Eine Metaanalyse bescheinigte Levodropropizin eine statistisch signifikant bessere antitussive Wirksamkeit im Vergleich zur Behandlung mit Codein, Cloperastin und Dextromethorphan.

 

Arzneimittelgruppe Wirkstoff Präparatebeispiele
Phytopharmaka Efeu Prospan®, Herbion® Efeu, Bronchostad® Hustenlöser, Mucohelix®, Hedelix® Hustensaft, Sinuc® Saft
Cineol Soledum® forte, Cineol® Pohl, Sinolpan® forte
Mischdestillat Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöle Gelomyrtol® forte
Kapland-Pelargonie Umckaloabo®, Pelargonium-ratiopharm® Bronchialtropfen
Efeu und Thymian Bronchipret® Saft TE
Primel und Thymian Bronchipret® Filmtabletten TP, Bronchicum® Elixir/Tropfen
Expektoranzien Ambroxol Mucoangin®, Mucosolvan®, AmbroHexal®, Paediamuc®
N-Acetylcystein ACC®, Bromuc® akut, NAC-ratiopharm® akut
Antitussiva Dextromethorphan Hustenstiller-ratiopharm® Dextromethorphan, Silomat® DMP, Wick DayMed/MediNait
Pentoxyverin Silomat® Pentoxyverin Saft bei Reizhusten, Sedotussin®
Dropropizin, Levodropropizin Larylin®, Quimbo® Sirup und Tropfen
Therapieoptionen für die Behandlung des akuten Hustens, aufgelistet nach Präparategruppen
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